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Panegyrik für Maximilian I.
zeichnet, aus dem Maximilian I. mit gestärkter Hausmacht und gefestigter Stellung
im Reich hervor geht. Ebenso wie in den beiden monumentalen bildlichen Darstel-
lungen, in der Ehrenpforte und im Triumphzug, wird in der Austrias der habsburgi-
sche Herrscher auf dem Höhepunkt seiner politischen Erfolge gezeigt.
Bartolinis Epos besteht laut Füssel aus 9.546 Hexametern, die in Anlehnung an
Vergil auf zwölf Bücher mit jeweils abgeschlossener Handlung, spezifischem Schau-
platz und eigenem Charakter verteilt sind. Nach den üblichen Einleitungsformeln
(wie der museninspirierten Leidenschaft des Dichters und dem Appell an das Pub-
likum) berichtet das erste Buch von einem zweideutigen Orakelspruch, auf dessen
Grundlage die pfälzische Partei die Vorbereitungen zum Krieg unternimmt, und der
Parteinahme von Pallas Athene, die gegen den Kaiser einen lange zurück reichen-
den Groll hegt. Der Grund für den Zorn der Göttin liegt laut Bartolini im Sieg des
ersten Habsburger-Königs Rudolf I. über ihren Schützling Ottokar von Böhmen
in der Schlacht bei Dürnkrut 1278, welcher der Auslöser für den bis Friedrich III.
andauernden Streit um Böhmen war.
In deutlicher Anlehnung an die Grundgedanken von Lucans De bello civili und
der Thebais von Statius erinnert Bartolini an die historische Erfahrung, dass zwei
mächtige Herrscher nicht gemeinsam regieren können, wodurch dem bayerischen
Erbfolgekrieg die Dimension des zweiten römischen Bürgerkrieges von 49–46
v.Chr. zwischen Cäsar und Pompeius beigemessen wird.
Das zweite Buch blickt aus der Sicht Maximilians auf die Vorgeschichte der
Kämpfe zurück und erwähnt die Unterstützung Dianas für die Austriaden. Im drit-
ten Buch erlaubt sich Bartolini einen thematisch deutlich abweichenden Exkurs
auf die Geschichte des Osmanischen Reiches und die 50 Jahre zurück liegende Er-
oberung von Konstantinopel. Die leidenschaftlich beschriebenen Brutalitäten der
‚skythischen‘ Ungläubigen in den bereits von ihnen eroberten Ländern sollen den
Kaiser umso mehr dazu motivieren, seine christlichen Länder vor diesen wüsten Ty-
rannen zu schützen und in einen gerechten Krieg gegen die Heiden zu ziehen.
Nach dem hoffnungsreichen Ausblick auf einen Sieg der kaiserlichen Partei am
Ende des dritten Buches stellen dann die Bücher IV–VII in Verbindung mit aus-
führlichen topographischen Beschreibungen die taktischen Kriegsgeschehnisse dar,
welche mit einem Konflikt zwischen Diana (auf Seiten des Kaisers) und Pallas einher
gehen. Das achte Buch beschließt nach einer weit ausholenden kosmologischen Ab-
handlung129 die Länderbeschreibungen und kündet einen Umschwung im Kräfte-
129 Mit einem Kurzbericht über die Erschaffung der Welt in deutlicher Anlehnung an Hesiods Theogonie und
an Ovids Metamorphosen.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549