Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
Seite - 75 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 75 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I

Bild der Seite - 75 -

Bild der Seite - 75 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I

Text der Seite - 75 -

75Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag – wie bereits im Carme – die antike Mythologie konsequent in den Dienst politischer Propaganda gestellt wird: Der als Göttin von Hochzeit und Ehe erscheinenden Juno, die in ihrem Gefolge die Erdteile Asien, Afrika und Amerika mit sich führt, tritt Jupiters Geliebte Eu- ropa entgegen, unterstützt von Italia, Hispania, Gallia und Germania mit den ih- nen zugeordneten Jahreszeiten und Winden, begleitet aber auch von den olym- pischen Göttern und von allegorischen Gestalten wie den Kardinaltugenden und den freien Künsten.141 Als Einleitung zur poetischen Schilderung des Turniers wählt Fontana ein Gespräch zwischen Victoria, Fama und Pompa, das die Vorbereitungen auf die am 7. Okto- ber 1571 stattfindende Schlacht von Lepanto thematisiert und bietet außerdem eine überaus originelle Legende zum Ursprung des Hauses Habsburg: Die Liebe des Windgottes Auster zu Abspurge, der Tochter des Flussgottes Rhenus, erlaubt eine phantasievolle Verknüpfung der helvetischen Herkunft der Familie mit einer sagen- haften, in der antiken Mythologie verwurzelten Abstammung. Durch die Verbindung der Dichtung mit den Bildenden Künsten und vor allem mit der Festkultur schafft Fontana in seinen Texten wichtige Voraussetzungen für die spezifischen Gattungen der barocken Panegyrik, welche in Wien von den kai- serlichen Hofdichtern im Laufe des 17. Jahrhunderts beispielhaft ausdifferenziert werden. Von der direkten Eingliederung der literarischen Produktion in das höfi- sche Spektakel über die funktionale Anlassdichtung (Hochzeitsgedichte, Widmun- gen) bis zu den Libretti der Hofoper wird sich ein weites Feld der Betätigung für die italienischen Autoren eröffnen, das von ihren späthumanistischen Vorgängern sowohl sprachlich (durch den schrittweisen Übergang von Neulatein zu Italienisch) als auch thematisch (durch die Verbindung antiker Mythologie mit politischer Aktu- alität bzw. mit der Genealogie der Herrscher) vorbereitet wird. Fontana hinterlässt über das Carme und die Europalia hinaus noch einen ebenfalls nur handschriftlich überlieferten moralphilosophischen Dialog mit dem Titel De risu, sive quod risus sit virtus (ÖNB Cod. 10466) sowie die gedruckte genealogische Abhandlung De prisca Caesiorum gente (Bologna 1582). 141 Elisabeth Klecker: Auster und Absburge. Ein ‚Habsburg-Mythos‘ des 16. Jahrhunderts. In: B. Guthmüller / W. Kühlmann (Hg.): Renaissancekultur und Antike Mythologie. Tübingen 1999, S. 167–182, hier S. 167. Aus der Dokumentation des Festzuges geht hervor, dass Maximilian II. als Winter, sein Sohn Erzherzog Rudolf (1552–1612) als Sommer, seine Brüder Erzherzog Karl II. und Ferdinand II. (von Tirol, 1529 – 95) als Könige von Asia und Africa aufgetreten sind.
zurück zum  Buch Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I"
Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die italienische Literatur in Österreich