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95Barocke
Akademien
E la spada vibrar solo pensate.
Fonda Cesare il scettro
E su la spada, e sul canoro plettro. (S. 98)
Neben spitzfindiger Liebeskasuistik in der Tradition der neuplatonischen Theorien
geht es in den Diporti del Crescente um moralische Lebensführung, liturgische Feste
und kontemplative Momente, wie in der Canzonetta Vanità di vanità, welche den
kulturellen Leitbegriff des Barock von der politischen Macht bis zur persönlichen
Schönheit auslotet. Gleich zu Beginn heißt es in Che il Mondo è un Niente in einem
rhetorischen Spiel zwischen mondo und immondo:
Chi volge nella mente,
Li diletti del mondo,
Vede che il Mondo, immondo,
De’ mali è un fiume, e un rapido torrente,
È un vetro, un vento, un fumo, un punto, un niente. (S. 2)
Selbst Psalm-Paraphrasen finden sich, wie jene von De profundis (Ps. 129):
Dall’abisso profondo
Io grido a te Signore,
Dell’ammirabil mondo;
Deh? tempra il tuo rigore,
Vn vermicello io sono
Chiedo a te pietà, gratia, e perdono.189
Die zweite am Wiener Hof von Kaiserin Eleonora (1630 –86), der Witwe von Fer-
dinand III., 1667 ins Leben gerufene Akademie, die Accademia degl’Illustrati, die von
dem Librettisten Francesco Ximenes Arragona (pseud. Teofilo, 1631–70) als Sekre-
tär geleitet wird und der die Historiker Girolamo Branchi und Galeazzo Gualdo
Priorato angehören, besteht ebenfalls nur für einige Monate und kommt nicht über
drei Sitzungen hinaus, in welchen die Themen der Einsamkeit, der Standhaftigkeit
und des Karnevals behandelt werden. In der Tat kann Eleonora wohl als die ent-
scheidende Persönlichkeit für die weit und tief reichende Italienisierung des Wiener
189 Weitere Titel in dieser Sammlung: Vana Presunzione, Che improuiso è il morire, Che le speranze d’amor ter-
reno sono vane, Rimprouera la trascuragine de’ Mortali, Bellezze mondane son nulla, Dispreggio mondano, Breue
è il corso vitale, Bellezze mondane son fugaci, La vita humana paragonata all’Horologio.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549