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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung112 Diese Laienbruderschaften dienen als gesellschaftlich institutionalisierte Instru- mente zur größeren Verbreitung und Intensivierung der römisch-katholischen Frömmigkeitspraktiken, zur Verbesserung der moralischen Sitten der oft protes- tantischen Stadtbewohner und der vielfach ungebildeten Landbevölkerung sowie zur Einführung eines durch private und öffentliche Gebete und religiöse Übungen strukturierten Tages-, Wochen-, Monats- und Jahresablaufs. Da viele der mittelalterlichen Bruderschaften durch die Reformation verschwun- den sind, entstehen im Laufe der Gegenreformation unter Einwirkung der italieni- schen Orden zahlreiche neue Vereinigungen, die teilweise sogar als Filialen italie- nischer Erzbruderschaften einzustufen sind. Es wird daher in den Berichten immer wieder von so genannter Bruderschaftszier nach welscher Manier gesprochen, was sich auf die Votivbilder, die zu tragende Bekleidung sowie die spezifischen Fahnen, Stangen, Laternen u.ä. bezieht, mit denen sich die Mitglieder identifizieren sollen: „So sehen wir in der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts überall neues, frisch pul- sierendes katholisches Leben in den Bruderschaften.“219 Unter den im Umkreis diverser Kirchen bzw. in den Pfarren gegründeten Korporationen seien hier nur die Sakramentsbruderschaft von 1670, die Bruderschaft des allerheiligsten Blutes Christi von 1672 und die Bruderschaft des Heiligen Leopold erwähnt, weil unter ih- ren Mitgliedern zahlreiche Personen des Kaiserhofes, sowohl Angehörige der Adels- familien als auch Künstler und Dienerschaft, vertreten sind. Die größte Gründungswelle von Bruderschaften in den österreichischen Län- dern dürfte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfolgt sein, so dass um 1750 Salzburg und die habsburgischen Länder von einem so gut wie flächendeckenden Netz derartiger religiöser Vereinigungen überzogen sind. In Niederösterreich z.B. zählt man 1771 nicht weniger als rund 690 Bruderschaften, davon 166 allein in Wien.220 Auf dem Gebiet des Königreichs Ungarn hat die Forschung für den Zeit- raum zwischen 1563 und 1780 bisher etwa 1.300 Bruderschaften erfasst, und in der Erzdiözese Prag dürfte es um 1770 mindestens 500 davon gegeben haben.221 Ein spanischer Jesuit namens Michael Spezius gründet in Wien 1565 nach dem ihm in Erinnerung gebliebenen Muster einer in Sizilien entstandenen Vereinigung Die Laienbruderschaften der Barockzeit in den böhmischen und österreichischen Ländern. In: Leeb / Pils / Winkelbauer (Hg.): Staatsmacht und Seelenheil, S. 141–160; hier S. 143. Vgl. auch John Patrick Donnelly / Michael W. Maher (Hg.): Confraternities and Catholic Reform in Italy, France and Spain. Kirksville 1999. – Barbara Wisch (Hg.): Confraternities and the Visual Arts in Renaissance Italy. Rituals, Spectacle, Image. Cambridge 2000. 219 Tomek: Das kirchliche Leben und die christliche Charitas in Wien, S. 306. 220 Vgl. Thomas Aigner (Hg.): Aspekte der Religiosität in der Frühen Neuzeit. Sankt Pölten 2003. 221 Winkelbauer: Volkstümliche Reisebüros oder Werkzeuge obrigkeitlicher Disziplinierung, S. 148.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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