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121Die
kontemplative Literatur für Laien
Ein literarischer Kalender vor allem der Marienfeste unter dem lyrischen Titel Fiori
del Carmelo sparsi nelle festivita de’ Santi. Panegirici sacri des Karmeliterpaters Emanu-
ele di Gesù Maria (Michele d’Ambrosio, † 1692) erscheint 1666 vermutlich erstmals
in Wien und wird 1668 in Neapel, 1686 in Venedig und 1711 nochmals in Neapel
nachgedruckt. Andererseits werden in Wien 1675 die erstmals 1671 in Bassano post-
hum veröffentlichten Quindici misterii del rosario della beata vergine Maria […] aggion-
tovi 15 sonetti sopra li medesimi misterj des friulanischen Dichters und Lokalhistorikers
Ciro di Pers (1599–1663) nachgedruckt. Er ist zu diesem Zeitpunkt in Österreich
vermutlich noch wegen seines 1631 in Udine veröffentlichten Hochzeitsgedichtes
aus Anlass der Heirat des späteren Kaisers Ferdinand III. mit Infantin Maria Anna
von Spanien (Per le nozze di Ferdinando Ernesto d’Ungheria e Maria di Spagna. Epitala-
mio) in Erinnerung.
Zur Geschichte der Orden und ihrer Klöster sind in Österreich nur wenige
italienische Texte nachweisbar, nämlich die 1650 in Wien gedruckte Relatione del
miserabile stato in che hoggi si ritrova la famiglia del P. San Francesco, de’ Minori osser-
vanti riformati in Terra Santa des Kapuziners Antonio da Gaeta (1615– 62), der die
Verhältnisse in Palästina wortreich beklagt, und die 1693 in Wien veröffentlichte,
historisch-propagandistiche Abhandlung Il sagro tempio servitano ossia Vite de’ beati e
santi dell’uno e dell’altro sesso della religione de’ servi della gran Vergine Madre Addolorata
des Serviten Leonardo Cozzando (1620–1702), der erwartungsgemäß die Vorzüge
der eigenen Ordensgemeinschaft darlegt. Eine erste Geschichte dieses Ordens ist
schon 1627 in Wien erschienen: Origine et progresso del sacro ordine de’ Servi di Maria
Vergine. Con il sommario delle indulgenze, e Tesori spirituali, concessi da diversi sommi Pon-
tefici al detto ordine, et alli Fratelli et Sorelle, che portano l’habito della Beata Vergine von
Odone Sostegno.
Eine deutsche Übersetzung der lateinischen Ordensgeschichte Collis Paradisi
Amoenitas des Franziskanerkonventualen Francesco Maria Angeli (1632– 97) erscheint
unter dem Titel Die Lieblichkeit deß Paradeys-Hügls oder Die Geschichten des H. Convents
zu Assis 1722 in Wiener Neustadt und wird 20 Jahre später in Wien nachgedruckt.
Es ist bereits mehrfach darauf hingewiesen worden, dass die Heiligenverehrung
für die katholische Kirche nach dem Konzil von Trient in dogmatischer Hinsicht
wegen ihrer Abgrenzung gegenüber dem Protestantismus und in missionarischer
einer Stadt. Band 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert). Hg. von Karl Vocelka und
Anita Traninger. Wien / Köln / Weimar 2003, S. 453–500, hier S. 469. Vgl. Marianische Wallfahrten in
Österreich. Katalog Österreichisches Museum für Volkskunde. Wien 1954. – Hans Aurenhammer: Die
Mariengnadenbilder Wiens und Niederösterreichs in der Barockzeit. Der Wandel ihrer Ikonographie und
ihre Verehrung. Wien 1956. – Elfriede Grabner: Mater Gratiarum. Marianische Kultbilder in der Volks-
frömmigkeit des Ostalpenraums. Wien / Köln / Weimar 2002.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549