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147Italienische
Truppen in Österreich und Böhmen
Bandes der Grewel hin, welche in literarischer Verarbeitung fünf Jahre später in Der
Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt (München 1615) von Aegidius
Albertinus auftauchen.
Zurück zu den dokumentierten Aufführungen von Commedia dell’arte in Öster-
reich: 1614 lädt Kaiser Matthias die Comici Accesi unter ihrem Prinzipal Pier Maria
Cecchini, dem umjubelten Interpreten der Dienerfigur des Frittellino, zum Gene-
ralconvent nach Linz ein. Anfang August erreicht die aus 25 Personen bestehende
Truppe Innsbruck und wird auf Anordnung des bereits abgereisten Erzherzogs Ma-
ximilian III. (1558 –1618) mit ihren zwölf Lasttieren auf zwei Schiffe verladen, um
sie so auf Inn und Donau an ihr Ziel zu bringen, wo sie Mitte August eintreffen.299
Sie spielen in Linz im Haus des Obersthofmarschalls Wolf Sigismund von Losen-
stein vor den Vertretern des Reichstages, folgen dann dem Hof nach Wien und
treten dort noch von Anfang Oktober bis Ende November auf, wofür das Oberst-
hofmarschallamt laut den Rechnungsbüchern inklusive Spesen insgesamt 3000 Gul-
den ausbezahlt.300
Gleichzeitig wird die Rückzahlung von 350 Gulden an Susanna Juliana von
Starhemberg angeordnet, welche diese für die Bekleidung der italienischen
Komödianten vorgestreckt hat;301 eine Bekleidung, die auf Grund ihres doch un-
gewöhnlichen Preises vermutlich Pier Maria Cecchini bei seiner Erhebung in den
Adelstand dient, welche vom Kaiser am 12. November 1614 vorgenommen wird.302
Diese Aufnahme in den Adel scheint für die Zeit so einzigartig zu sein, dass Cecchini
als Beweis dafür das Diplom in der zweiten Ausgabe seiner Brevi discorsi intorno alle
comedie (Neapel 1616) abdrucken lässt, wohl um böse Zungen fortan in Schach zu
halten.
Zum Abschied aus Wien spielen die Comici Accesi zwei Komödien, deren Titel
aus Berichten bekannt sind: La pazzia di Cinthio und La pazzia di Graziano. Cec-
chini wird mit seiner Truppe erst wieder 1628 am kaiserlichen Hof in Prag auf-
treten.
Für die Hochzeit von Kaiser Ferdinand II. und Eleonora Gonzaga 1622 in Inns-
bruck werden ebenso wie für jene von Erzherzog Leopold V. und Claudia de’ Medici
1626 glänzende Feste in der Landeshauptstadt gefeiert, deren Theaterprogramm
299 Senn: Musik und Theater am Hof zu Innsbruck, S. 197.
300 HKA, Hofzahlamtsbuch, 1614, fol. 705v; HKA, Hoffinanz, Registratur 657/1614, fol. 404v, 411v; HKA,
Niederösterreichische Herrschaftsakten, W– 61/A/11/A, fol. 401r. – Salzer: La commedia italiana
dell’arte alla corte viennese, S. 191f.
301 HKA, Hoffinanz, Registratur, 657/1614, fol. 413r.
302 Allgemeines Verwaltungsarchiv, Adelsarchiv, Adelsakten der Reichskanzlei, Adelstand Peter Maria Cec-
chini; vgl. Schindler: Mio compadre, S. 100 –102.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549