Seite - 148 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
Bild der Seite - 148 -
Text der Seite - 148 -
Die italienische
Improvisationskomödie148
aber zum Großteil von den Jesuiten aus Innsbruck und Hall bestritten wird.303 1626
wird ein komisches Ballett organisiert, unter dessen Darstellern sich mit größter
Wahrscheinlichkeit auch Spaßmacher aus Italien befinden.304
Die Krönungsfeierlichkeiten in Prag der Jahre 1627 und 1628 werden unter an-
derem in Briefen der Erzherzogin Cäcilia Renata (1611– 44) an ihren Bruder Leo-
pold Wilhelm (1614– 62) beschrieben, worin immer wieder auch von Komödien
und italienischen Truppen die Rede ist,305 für welche eine Bühne in dem von Kaiser
Rudolf II. 1600 – 04 errichteten Neuen Saal des Prager Schlosses eingebaut wird.306
Laut eigener Aussage ist Tristano Martinelli, Darsteller des Arlecchino, von Herzog
Vincenzo Gonzaga beauftragt, eine Truppe für diese Tournee nach Böhmen zusam-
menzustellen, um dort seinen ‚compadre‘ den Kaiser zu erfreuen, der sich drei Jahre
zuvor als Taufpate für einen Sohn von Martinelli zur Verfügung gestellt haben soll.
Der schon siebzigjährige Martinelli soll im September 1627 aufbrechen, erkrankt
offenbar im letzten Moment, und die Comici Fedeli machen sich ohne ihren Arlec-
chino auf den Weg nach Prag. In einem Angebot an Erzherzog Leopold V. von Ti-
rol während dieser Reise beschreibt Ottavio Onorati, der die komische Dienerfigur
des Mezettino gibt, seine Truppe, die mit einem Empfehlungsschreiben des Herzogs
von Mantua ausgestattet sei, als die beste der letzten zwanzig Jahre. Damit hat er
wohl nicht übertrieben, denn es handelt sich um die berühmte, von Giovanni Bat-
tista Andreini (1576/79 –1654), dem Sohn von Francesco (~1548–1624) und Isabella
Andreini (1562–1604), der durch seine langjährige Tätigkeit als Prinzipal zum wich-
tigsten Bühnenautor und Theaterproduzenten seiner Zeit wird, geführte Komödian-
tengesellschaft.307
Die Truppe nimmt den gleichen Weg über Inn und Donau wie schon die Comici
Accesi 13 Jahre davor, kommt am 18. November in Prag an und gibt ihre erste Vor-
stellung am Sonntag, den 21. November 1627, im Neuen Saal des Schlosses, nach
dem Festbankett zur Krönung von Kaiserin Eleonora. Erzherzogin Maria Anna
(1610 – 65) schreibt ebenso wie ihre bereits erwähnte Schwester Cäcilia Renata an
ihren Bruder Leopold Wilhelm in Wien und legt ihm die Zeremonien und das Un-
303 Senn: Musik und Theater am Hof zu Innsbruck, S. 221f.
304 Senn: Musik und Theater am Hof zu Innsbruck, S. 223.
305 Vgl. Schindler: Sonst ist es lustig alhie, S. 590 – 639.
306 Schindler: Mio compadre Imperatore, S. 50f.
307 Vgl. Siro Ferrone: Commedie dell’Arte. Mailand 1986, Bd. 2, S. 11. – Maurizio Rebaudengo: Giovan
Battista Andreini tra poetica e drammaturgia. Turin 1994. – Stefano Mazzoni: Genealogia e vicende della
famiglia Andreini. In: Maria Chiamò / Federigo Doglio (Hg.): Origini della Commedia Improvvisa o
dell’Arte. Rom 1996, S. 107 –152.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549