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183Die
Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts
Der falsche Graf und wahre Abenteurer Gradelino macht in diesem wohlhabenden
Milieu Jagd auf eine entsprechend reiche und naive weibliche Beute, indem er die
Qualitäten der Dienerfiguren beiderlei Geschlechts effektvoll miteinander kombi-
niert:
Mò guardè qua, che stanza mobigliada?
Canape de bon gusto e tavolini,
A spese de i quatrini
De quel vecchio mercante,
Ch’è caschado in pazzia d’esserghe amante.
Addess el mio Cervell
El zira più d’un frull a ben pensar
Per renderla confusa. (S. 9)
Aus Langeweile, aus einer Laune heraus und um die neue Mode der französischen
Salonkultur auszuprobieren, begnügt sich Spinalba nun nicht mehr mit einer mög-
lichst großen Anzahl männlicher Verehrer (die fragwürdige Figur des Gradelino in-
klusive), sondern möchte plötzlich als Dichterin anerkannt werden. Sie beschreibt
ihre höchst lächerliche Ambition (eine Variante der eingebildeten Alten aus der Im-
provisationskomödie) und ihre Verachtung für den in ihren Augen völlig ungebilde-
ten Pantalone in äußerst unpoetischen Worten:
Quanta noia mi dà quell vecchio pazzo,
Che pretende da me sincero amore,
Mà il mio nobile genio a più maggiore
Sfera s’inalza, e non si perde otioso
Ad amar un bavoso,
Cadavere animato
Cadente, indutto, e che le puzza el fiato.
Amo le sue ricchezze, i suoi denari,
A ciò ch’un giorno impari,
Che l’or non basta
Ad obligar di bella donna il core
Quando l’età contrasta. (S. 13)
Spinalba ist auch – und das stimmt perfekt mit ihren modebewussten und vorgeblich
intellektuellen Allüren überein – die einzige Figur in L’affettatione castigata da Grade-
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549