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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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211Die Bedeutung der Historiographie Initiativen durch andere europäische Mächte spiegelt sich in der 1691 in Wien und Mailand gedruckten Vera e distinta relazione del viaggio e ricevimento del Sign. Cavaliere Husei, ambasciatore del re d’Inghilterra alla Porta Ottomana wider. Im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts geht die Anzahl derartiger Berichter- stattungen sehr deutlich zurück, was sicher auf die Vorbereitungen des schließlich im Januar 1699 in Karlowitz geschlossenen Friedens zurückzuführen ist. Wesentlich wichtiger für die propagandistische Selbstdarstellung des Hofes ist natürlich die offizielle Historiographie, weil sie in monumentaler Form uneinge- schränkt am ruhmreichen Gedächtnis ihres Auftraggebers arbeitet. Dementspre- chend wirken am österreichischen Kaiserhof unter Leopold I. zwei bedeutende italie- nische Gelehrte, nämlich Galeazzo Gualdo Priorato und Giovanni Battista Comazzi. Der aus Vicenza stammende Galeazzo Gualdo Priorato, Conte di Comazzo (1606–78), führt ein selbst für seine Zeit abenteuerliches Leben als Militär, Diplo- mat und kaiserlicher Historiograph.435 Bereits im Alter von 15 Jahren kämpft er im Dreißigjährigen Krieg unter Moritz von Nassau in den Niederlanden gegen die Spanier,436 dann unter Ernst von Mansfeld und schließlich unter Wallenstein, durch dessen Biographie Historia della vita d’Alberto Valstain duca di Fritland (Lyon 1643) er erstmals literarische Berühmtheit erlangt. Ab 1652 ist er in Frankreich wenige Jahre als Historiker für Kardinal Jules Mazarin tätig,437 wird dann vom Papst zum Nobile romano erhoben und schließt sich in Rom dem Hofstaat der in spektakulärer Weise zum Katholizismus konvertierten Königin Christine von Schweden an.438 Zwischen 1664 und 1677 bekleidet er in Wien die Funktion des offiziellen Historiographen und publiziert die von ihm erwarteten monumentalen Werke zum Ruhm des Kaisers. Gualdo Priorato veröffentlicht allerdings schon vor seiner Berufung nach Wien historische Darstellungen, in deren Zentrum Vertreter des österreichischen Kai- serhauses stehen, wie z.B. seine ertsmals 1640 in Bologna und 1651 in erweiterter Ausgabe in Venedig veröffentlichten, vierteiligen Istorie delle guerre di Ferdinando II e Ferdinando III e del re Filippo IV di Spagna contro Gustavo Adolfo di Svezia e Luigi XIII 435 Vgl. Giuseppe Gullino: Galeazzo Gualdo Priorato. In: Dizionario Biografico degli Italiani. Bd. 60. Rom 2003, S. 163–167. 436 Auf diesen persönlichen Erfahrungen basiert auch seine Beschreibung dieses Gebietes, die 1673 in Wien unter dem Titel Teatro del Belgio, o sia descritione delle diecisette provincie del Medesimo. Con le piante delle città, e fortezze principali im Original und als Schau=Platz Deß Niederlandes in deutscher Übersetzung veröffent- licht wird. 437 Auf die Zeit dieses in Frankreich äußerst umstrittenen Kanzlers blickt er in seinen in Köln gedruckten Werken Vita e conditioni del cardinal Mazarino (1662) und Historia del ministerio del card. Giulio Mazzarino (1669; daran anschließend zahlreiche Auflagen der französischen Übersetzung) zurück. 438 Ihr widmet er seine Historia […] di Christina Alessandra Regina di Svetia (Venedig 1656).
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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