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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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215Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 1. Sie gehören größtenteils dem Zeitalter des Barock an, das in einer philologischen Tradition, die weitgehend auf den ästhetischen Prinzipien des 19. Jahrhunderts beruht, von vornherein gering geschätzt wird; die heute noch einflussreichen Ur- teile von Benedetto Croce446 und seinen Schülern (vor allem Francesco Flora) stufen selbst die hervorragendsten barocken Autoren wie etwa Giambattista Ma- rino als formal perfekte Stilisten, aber nicht als Dichter ein. 2. Die kaiserlichen Hofdichter erfüllen eine Funktion, die von der romantisch ge- prägten, modernen Vorstellung des Künstlertums weit entfernt ist: Sie verfassen Auftragswerke zum Lob von Herrschern. Nur wenigen gelingt es, unter histo- risch bzw. sozial wesentlich besseren Voraussetzungen, sich über diese unterge- ordnete Stellung zu erheben: z. B. Luigi Pulci und Agnolo Poliziano im Dienste der Medici, Ludovico Ariosto und Torquato Tasso am Hofe der Familie Este oder Giambattista Marino am französischen Hof. 3. Sie pflegen im 17. und 18. Jahrhundert vorwiegend eine literarische Gattung, der von der Literaturgeschichte eher nur funktionaler Wert beigemessen wird – das Opernlibretto bzw. andere Textvorlagen für Musikstücke oder literarische Bei- träge zu höfischen Festen. 4. Die Poeti cesarei schreiben im deutschen Sprachraum auf Italienisch und entspre- chen dadurch nicht den Vorstellungen von einer Nationalliteratur, so wie sie seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts definiert wird, nämlich als Identifikationspoten- tial einer Kulturgemeinschaft. Erika Kanduth stellt für die Zeit vor Apostolo Zeno und Pietro Metastasio daher mit Recht fest: „Die literarische Aktivität am Wiener Kaiserlichen Hof nimmt eine Sonderstellung ein, die weder in der italienischen noch in der deutschen Literaturgeschichte gebührend berücksich- tigt wird.“447 Das bedeutet, dass diese Autoren lediglich in der regional orien- tierten italienischen Literaturgeschichtsschreibung vor der nationalen Einigung und dann meist in spezifisch österreichischen Darstellungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts448 Erwähnung und Beachtung finden. 446 Benedetto Croce: Saggi sulla letteratura italiana del Seicento. Bari 1911. – Benedetto Croce: Storia dell’età barocca in Italia. Bari 1929. 447 Erika Kanduth: Italienische Dichtung am Wiener Hof im 17. Jahrhundert. In: Alberto Martino (Hg.): Beiträge zur Aufnahme der italienischen und spanischen Literatur in Deutschland im 16. und 17. Jahr- hundert. Amsterdam 1990, S. 171–207; hier S. 171. 448 Markus Landau: Die italienische Literatur am österreichischen Hof. Wien 1879. – Johann Willibald Nagl / Jacob Zeidler (Hg.): Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte. Handbuch zur Geschichte der deutschen Dichtung in Österreich-Ungarn. Wien 1899. An diese Zielsetzung knüpft wieder an: Herbert Zeman (Hg.): Die österreichische Literatur. Ihr Profil an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert (1750 –1830). Graz 1979.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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