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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock228 Nach dem Tod von Johann Heinrich Schmelzer wird Draghi 1682 Hofkapellmeister und entwickelt sich zur beherrschenden Figur des Musiktheaters am Kaiserhof. Er vertont in den über 40 Jahren seines Wirkens über 200 musikdramatische Werke und zeichnet damit für etwa die Hälfte des Repertoires persönlich verantwortlich. Nach seinem Tod am 16. Januar 1700 hinterlässt Draghi seinen beiden Söhnen ein ansehnliches Vermögen an Bargeld, Häusern und Weingärten in Wien. 1623 in Gallipoli in Apulien geboren und in Neapel ausgebildet, kommt Giuseppe Tricarico über erste Anstellungen in Rom und Ferrara 1657 nach Wien, wo er fünf Jahre für Kaiserin-Witwe Eleonora tätig ist.478 Der biographisch bisher kaum fassbare Minoritenpater Vito Lepori († 1672) scheint ab 1661 vermutlich bis zu seinem Tod als Prediger im Dienst der Kaiserin-Witwe Ele- onora zu stehen und auch literarische Gelegenheitsarbeiten zu übernehmen. Pietro Andrea Ziani, geboren 1616 in Venedig, beginnt seine Komponisten- karriere mit Opern im Schatten von Francesco Cavalli. Über Innsbruck gelangt er 1662 nach Wien, wo er zum Kapellmeister der Kaiserin-Witwe Eleonora ernannt wird. Nach sieben Jahren in dieser Funktion kehrt er nach kurzen Umwegen über Innsbruck und Dresden nach Italien zurück, wo er bis zu seinem Tod 1684 zuerst in Venedig und dann in Neapel wirkt. Sein Neffe Marc’Antonio Ziani wird 1700 Vi- zekapellmeister und 1712 schließlich Kapellmeister am Wiener Kaiserhof. Für die Jahre 1663–64 liegen nur spärliche Nachrichten über die geistlichen Mu- sikdramen vor.479 Umso spektakulärer dann das Programm in der Fastenzeit 1665, denn in der Kapelle der Kaiserin-Witwe Eleonora werden insgesamt vier Oratorien aufgeführt: das anonyme Baldassare punito, das Oratorio del giudizio von Ippolito Ben- tivoglio (1630–83) mit der Musik von Giovanni Legrenzi (1626–90), L’Incredulità di San Tomaso von Giovanni Antonio Scacchi und am 31. März San Pietro piangente von Pietro Guadagni († 1704), beide in der Vertonung von Pietro Andrea Ziani.480 In der Karwoche 1665 tritt schließlich der bedeutendste italienische Librettist im ersten Jahrzehnt der Herrschaft von Leopold I. in Erscheinung: Francesco Sbarra. Der 1611 in Lucca geborene Sbarra kommt nach ersten Erfolgen in seiner Heimatstadt 478 Vgl. Marko Deisinger: Giuseppe Tricarico, Maestro di Capella della Maestà dell‘Imperatrice. Diss. Wien 2004. – Marko Deisinger: Giuseppe Tricarico – ein Kapellmeister auf Reisen von Rom über Ferrara nach Wien. Wien 2006. 479 Möglicherweise handelt es sich bei der von Seifert (Die Oper am Wiener Kaiserhof, S. 452) verzeich- neten Rappresentazione sacra vom 2. April 1664, vermutlich in der Augustinerkirche, um Draghis ver- schollenes Werk L’Invidia conculcata dalla Virtù mit der Musik von P. A. Ziani; vgl. Anelide Nascimbene: Musicisti e poeti italiani nella Vienna del ‚Secolo d’oro‘. In: Carlo de Incontrera / Birgit Schneider (Hg.): Danubio. Una civiltà musicale. Vol. 2: Austria. Monfalcone 1992, S. 173–189; hier S. 188, Anm. 10. 480 San Pietro piangente wird in der Fastenzeit 1682 wiederholt.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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