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233Geistliche
Musikdramen und Oratorien
terschiedlichem Ausmaß, zahlreiche Einlage-Arien und Ballettmusiken zu Ora-
torien, Opern, Sepolcri und Balletten des Kaiserhofes, Canzonetten, Kantaten,
Madrigale, Suiten und vieles andere.487
Während in der Karwoche 1669 das bereits gewohnte Programm vom Gründon-
nerstag, den 18. April, in der Kapelle Eleonoras mit L’Humanità redenta. Azzione
sacra mit Text und Musik von Draghi, und Karfreitag in der Hofburgkapelle mit
Draghis La Morte debellata. Azzione sacra in der Vertonung von Sances geboten wird,
ändern sich die Verhältnisse nachhaltig 1670, durch die Ankunft von Nicolò Minato.
Der um 1620–25 vermutlich in Bergamo geborene Minato studiert angeblich Ju-
risprudenz, ist ab 1649 Mitglied der venezianischen Accademia degli Imperfetti, pflegt
Kontakte zu Aurelio Aureli und Francesco Cavalli und leitet ab 1661 für die Familie
Vendramin die Geschäfte des Teatro di San Salvatore in Venedig. Hoch verschuldet
verlässt er 1669 Venedig, um in Wien als Poeta cesareo zu arbeiten, wo sein 1698
endendes Leben kaum Spuren hinterlässt.488 Nach erfolgreichen Musikdramen in
Venedig, von welchen das bekannteste wohl das später in der Bearbeitung von Silvio
Stampiglia noch von Händel vertonte Xerse bleibt, schreibt Minato in Wien für Hof-
feste, Fasching und Karwoche ca. 200 Texte, die vorwiegend von Kaiser Leopold I.,
Antonio Draghi und Johann Heinrich Schmelzer (Balletteinlagen) vertont werden.
Nach der Aufführung von Giberto Ferris († 1700) Li sette dolori di Maria Vergine.
Azzione sepolcrale mit der Musik von Draghi am 3. April 1670 vor dem Hl. Grab in
der Kapelle Eleonoras wird am Karfreitag, dem 4. April, vor dem Hl. Grab in der
Hofburgkapelle Minatos erstes geistliches Musikdrama in Wien, Sette consolationi
à Maria Vergine, per la morte di Christo. Rappresentatione sacra in der gemeinsamen
Vertonung von Sances und Leopold I. gespielt. Darin erfährt in einer den Sieben
Schmerzen entsprechenden Szenenfolge La Beatissima Vergine, aus welchen spiri-
tuellen Gründen sie Trost schöpfen kann. Die symbolische Figur des Eterno Padre
487 Elisabeth Th. Hilscher: Mit Leier und Schwert. Die Habsburger und die Musik. Graz /Wien 2000,
S. 124. Vgl. Th. Antonicek / G. Brosche (Hg.): Musica Imperialis. 500 Jahre Hofmusikkapelle in Wien,
1498–1998. Tutzing 1998. – Günter Brosche: Die musikalischen Werke Kaiser Leopolds I. Ein syste-
matisch-thematisches Verzeichnis der erhaltenen Kompositionen. In: G. Brosche (Hg.): Beiträge zur
Musikdokumentation. Tutzing 1975, S. 27–82. – Guido Adler (Hg.): Musikalische Werke der Kaiser
Ferdinand III., Leopold I. und Joseph I.. Bd. 1: Kirchenwerke. Wien 1893. – Joseph Goldscheider: Kaiser
Leopold I. als Musiker. Graz 1880.
488 Vgl. Alfred Noe: Nicolò Minato. Werkregister. Wien 2004. – A. N.: Biographische Notizen zum
Hofdichter Nicolò Minato. In: Biblos 49.2 (2000), S. 317–325. – A. N.: Das Testament des Hofdichters
Nicolò Minato. In: Biblos 50.2 (2001), S. 315–317. – A. N.: Geschichte und Fiktion in Nicolò Minatos
Libretti. In: C. Herr / H. Seifert / A. Sommer-Mathis / R. Strohm (Hg.): Italian Opera in Central Europe
1614–1780. Volume 2: Italianità: Image and Practice. Berlin 2008, S. 69–84.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549