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Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im
Barock256
Versionen, weitere Bearbeitungen von Texten Minatos (z.B. Serse, 1738 vertont von
G. F. Händel) und La Partenope (erstmals 1699 in Neapel in der Vertonung des unbe-
kannten Luigi Mancia, dann u.a. 1711 in Mexiko, Musik von Manuel Zumaya; 1730
in London, Musik von G. F. Händel).512
Der 1670 in Modena geborene und 1747 in Wien verstorbene Giovanni Bonon-
cini ist von 1699 bis 1711 als Hofkomponist angestellt, wirkt nach seiner Entlassung
durch Karl VI. in verschiedenen europäischen Städten und kehrt 1736 nach Wien
zurück, wo er wieder finanzielle Unterstützung durch den Hof genießt. Im Gegen-
satz zu dem ab 1701 am Hof angestellten Pietro Antonio Bernardoni ist der ebenfalls
aus Vignola stammende Domenico Bernardoni († 1692) nur mit San Sigismondo in
Wien vertreten.
Am Karfreitag, den 17. April 1699, wird vor dem Hl. Grab in der Hofburgkapelle
die Rappresentazione sacra Il secondo Adamo disformato nel riformare il primo eines
unbekannten Autors in der Vertonung von Draghi gespielt. Darin wird gemäß den
biblischen Lehren der Tod Christi als Sühne für den Sündenfall Adams dargestellt.
In der Fastenzeit 1699 werden neben den Wiederholungen bekannter Werke am
Hof bei den Ursulinen zwei neue Oratorien dargeboten: Il Trionfo della bellezza, della
grazia, e della virtù espresso nelle felicissime nozze di Ester la più degna Vergine del Po-
polo eletto con Assuero il maggior monarca del Mondo von Girolamo Frigimelica Roberti
(1653–1732)513 und La deposizione dalla croce e sepoltura di Giesu eines unbekannten
Autors, beide mit der Musik von Badia. Die Zusammenarbeit von Frigimelica Ro-
berti und Badia ist auch 1700 in zwei bei Heyinger gedruckten Oratorien nachweis-
bar, welche zur Osterzeit bei den Ursulinen gespielt werden: La corte. Noviziato del
chiostro per la beata Catterina da Bologna und Giesu nel pretorio o sia L’innocenza giudi-
cata dalla Malizia.514 In diese Serie gehört auch das 1701 veröffentlichte anonyme
L’empietà trionfante nella morte di Giesu Cristo. Oratorio, auf dessen Titelblatt Badia als
Komponist und eine Aufführung am Karsamstag bei den Ursulinen genannt werden.
In der Fastenzeit 1700 stehen in der Hofburgkapelle das anonyme Oratorium
Santa Cecilia mit der Musik von Bicilli und L’Adamo scacciato dal Paradiso terrestre.
512 Vgl. Erika Kanduth: Silvio Stampiglia, poeta cesareo. In: Muraro (Hg.): L’opera italiana a Vienna, S. 43–
64. – G. Audenio: Silvio Stampiglia, arcade e poeta bernesco. Diss. Univ. Rom 1992.
513 Vgl. Karl Leich: Girolamo Frigimelica Roberti’s Libretti. München 1972.
514 Das sagt neben dem Titelblatt des Originals auch jenes der Übersetzung: Jesus im Richthaus oder Die Un-
schuld von der Bosheit verurtheilet. Oratorium bey denen Hochwürdigen Closter-Jungfrauen der Ursulinerinnen
in Wien, am heiligen Oster-Abend bey dem heiligen Grabe zu singen […] und dem Italiänischen ins Teutsche
übersetzt von dem Kayserl. gekrönten Poeten, Christoph Adam Negelein. Wien: A. Heyinger 1700. Eine spätere
Ausgabe des italienischen Textes bekräftigt diese Ortsangabe: Gesù nel pretorio, o sia L’innocenza giudicata
dalla Malizia. Oratorio cantato dalle Dev. Madri Orsoline di Vienna nel giorno del Sabato Santo al Santo Sepol-
cro. Venezia: Marino Rossetti 1720.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549