Seite - 265 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
Bild der Seite - 265 -
Text der Seite - 265 -
265Die
Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts
Heinrich Ignaz Franz Biber und 1688 Le fatali felicità di Plutone. Dramma per Musica
in der Vertonung von Georg Muffat. Ebenso die 1710 gespielten Tributi festivi d’osse-
quio a […] Francesco Antonio principe d’Harrach, Arcivescovo e principe di Salisburgo von
Rocco Maria Rossi in der Vertonung von Biber.
Neben Salzburg spielt auch Innsbruck525 eine bedeutende Rolle bei der Vermitt-
lung des italienischen Musiktheaters, wobei hier allerdings die dynastischen Kontakte
eher nach Florenz führen: 1618 sieht Erzherzog Leopold V. (1586–1632) ein nicht
näher bezeichnetes Pastoraldrama mit Domenico Bellis Intermedien unter dem Titel
L’Andromeda, einige Monte danach die oben erwähnte Aufführung von Il Perseo in
Salzburg und schließlich im Fasching 1626 in Mantua die Oper L’Europa eines unge-
nannten Librettisten in der Vertonung von Baldovino di Monte Simoncelli (Il Securo
nell’Accademia degli Invaghiti). Leopold V. nützt daher den nächsten sich bieten-
den Anlass, um diese Eindrücke in die eigene Repräsentationstätigkeit einfließen zu
lassen
:
Kurz darauf, bei den Festen zu seiner Hochzeit mit Claudia de’ Medici im April
1626, gab es auch eine Ballettvorführung im Stil der Intermedien Italiens, wobei
Schautänze von Geistern, Bergknappen, Fischern oder Araberinnen mit italieni-
schen Einzelgesängen antiker Gottheiten abwechselten, die auf dem Berg saßen,
aus dem die Tänzer hervorkamen. Die Geburt des Erbprinzen Ferdinand Karl
zwei Jahre danach feierte man mit einer ganz ähnlichen Darbietung auf Schloß
Ambras, nur war die Dekoration mit Meer, Erde und Himmel aufwendiger.526
1629–30 wird in Innsbruck an Stelle des ehemaligen großen und kleinen Ballhauses
von Christoph Gumpp ein erstes Hoftheater nach italienischem Vorbild errichtet.
Begünstigt durch seine Ehe mit Anna de’ Medici (1616–76) und den damit ver-
tieften Beziehungen zur Toskana527 führt Erzherzog Ferdinand Karl (1628−1662)
das künstlerische Leben am Innsbrucker Hof schließlich zu seinem Höhepunkt um
die Mitte des 17. Jahrhunderts. Nach einer Reise in Begleitung seiner Frau und sei-
nes Bruders, Erzherzog Sigmund Franz (1630–65), 1652 nach Mantua, Modena,
Parma, Florenz und Ferrara und den damit verbundenen Eindrücken von den neu-
525 Vgl. Heinz Noflatscher / Jan Paul Niederkorn (Hg.): Der Innsbrucker Hof. Residenz und höfische Ge-
sellschaft in Tirol vom 15. bis 19. Jahrhundert. Wien 2004.
526 Herbert Seifert: Antonio Cesti in Innsbruck und Wien. In: A. Colzani / N. Dubowy / A. Luppi / M. Pa-
doan (Hg.): Il teatro musicale italiano nel Sacro Romano Impero nei secoli XVII e XVIII. Como 1999, S.
107–119; hier S. 107f.
527 Vgl. Oreste Ferdinando Tencajoli: Principesse italiane nella storia d’altri paesi. Roma 1933, S. 269–279
und 307–314.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549