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289Serenaden,
Kammerfeste und andere Kleinformen
Wohlergehens (La Concordia, Dea dell’Vnione, e del Bene di tutte le cose), Vittoria,
die Göttin des Sieges und des Ruhmes (La Vittoria, Dea della Gloria, e del Vincere),
der Friede als Hüter der Ruhe und des Wohlstands (La Pace, Dea della Quiete, e
dell’Abbondanza), Conso, ein göttlicher Ratgeber (Conso, Dio del Consiglio), Fi-
dio, ein Gott der Treue und des Vertrauens (Fidio, Dio della Fede, della Fedeltà, e
dell’osseruatione de’ Patti) sowie schließlich Nemesis, die strafende und belohnende
Gerechtigkeit (Nemesi, Dea del Castigo à i Rei, e del Premio à i Buoni), um durch
die Verleihung ihrer Fähigkeiten an den Herrscher eine gerechte Weltordnung zu
garantieren.
Mit der legendären Kraft der Edelsteine hingegen beschäftigt sich das zum Ge-
burtstag von Joseph vermutlich am 26. Juli 1697 in der Favorita dargebotene Le più
ricche gemme, e le più belle pietre delle corone. Ossequio per musica di Camera von Minato
in der Vertonung Draghis. Auf Einladung von Giove, dem Thronfolger ein wert-
volles Geschenk zu machen, treten sechs Herrschergestalten der Antike (Artaserse
– Filippo Macedone – Ottauiano – Semiramide – Nitòcre – Irène) auf, die auf Grund
von zahlreichen, in Randglossen nachgewiesenen Quellen die spezielle Kraft eines
Steines ihrer Krone rühmen und diesen Joseph darbringen möchten. Giove weist
ihre Absicht zurück und stellt fest, dass die moralischen und politischen Tugenden
die wertvollsten Steine in der Krone eines Herrschers sein sollen.
Es handelt sich bei diesem Werk um das letzte kammermusikalische Libretto von
Minato, der in den drei Jahrzehnten seines Wirkens auch auf diesem Gebiet, ebenso
wie bei den geistlichen Musikdramen, eine erstaunliche Fülle an Themen in äußerst
origineller Weise bearbeitet. Seine bemerkenswert kreative Art, die Anlässe für die
jeweilige Aufführung in die dargestellte Handlung einzubinden, so dass die Hofge-
sellschaft zugleich als Publikum vor der Bühne und als allegorische Besetzung auf
der Bühne steht, ist nur eine seiner ungewöhnlichen Qualitäten. Es gelingt Minato
auch, durch eine zunehmende Abstraktion seiner Figurenkonstellationen und durch
eine erfindungsreiche Aktualisierung historischer Stoffe moralische Belehrungen mit
ansprechenden Inhalten zu verbinden und damit ohne Zweifel das vom Hof für die
repräsentativen Feste angestrebte Programm von Nutzen und Unterhaltung („aut
prodesse aut delectare“, laut Ars poetica von Horaz) beeindruckend zu realisieren.
Nach dem Tod von Minato am 28. Februar – 1. März 1698 übernimmt Donato
Cupeda seine Funktion und schreibt für den Geburtstag des Kaisers L’idea del fe-
lice governo. Serenata, die mit der Musik von Carlo Agostino Badia am 9. Juni 1698
abends im Park von Laxenburg aufgeführt wird. Am 26. Juli 1698 wird abends im
Garten der Favorita zum Geburtstag von Joseph das anonyme Lo Squittinio dell’eroe.
Componimento per Musica da Camera ebenfalls mit der Musik von Badia gespielt.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549