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309Musikalische
Feste
gründenden Anspruch auf die Herrschaft zu unterstreichen. In Übertragung der
aus Plutarch (Alexandros 18) und Curtius (Historia Alexandri Magni 3,1,15) über-
nommenen Geschichte auf Kaiser Leopold I. wird in der Licenza von Gioue, La
Fedeltà und L’Ossequio herausgestrichen, dass dieser den Knoten seiner Feinde
(d. h. der Türken und der mit ihnen strategisch verbündeten Franzosen) noch un-
beugsamer zerschlagen wird als Alexander der Große.
Minatos La vendetta dell’honestà. Rappresentatione musicale wird mit der Musik von
Draghi und A. A. Schmelzer zum Geburtstag des Kaisers am 9. Juni 1687 gespielt.
Trotz der Bezeichnung auf dem Titelblatt gehört das Werk wohl eher in die Gattung
der Festa musicale, weil es mit seinen 25 Szenen in vier Bühnendekorationen über
die für kammermusikalische Darbietungen üblichen Dimensionen hinaus geht. Bei
der Eroberung Thebens durch die Truppen Alexanders wird Timoclea von Gelone
(Capitano de’ Traci nelle Militie d’Alessandro) Gewalt angetan. Sie führt ihn danach,
auf seiner Suche nach verborgenen Schätzen im Haus, zu einem Brunnen im Garten
und stößt ihn hinunter. Daraufhin des Mordes angeklagt, rechtfertigt sie vor Alex-
ander ihre reine Racheabsicht und wird von ihm auch freigesprochen. Dazwischen
liegt noch das heldenhafte Auftreten von Harpalio in Verkleidung eines feindlichen
Soldaten, dem es auf diese Weise gelingt, seine von ihm scheinbar als Gefangene
weggeführte Frau vor den wahren Feinden zu retten. In der Licenza feiern Il Ca-
priccio Nobile, La Viuacità Puerile und Li 4. Parti del Mondo in einem Ballett diese
außergewöhnlichen Tugenden.
Für 1688 lässt sich Minato ein zwei Feste musicali umspannendes Thema einfal-
len: Zunächst wird am 17. Januar in Preßburg, im Palais der Grafen Pàlffy, zum
Geburtstag der Kaiserin Il marito ama più in der Vertonung von Draghi, Leopold I.
und A. A. Schmelzer gespielt. In den auf drei Schauplätze verteilten 24 Szenen wird
die Gattenliebe nach einer Episode aus Valerius Maximus (Facta et dicta memorabilia
IV,6,1) behandelt: Im Haus des glücklichen Paares Cornelia und Tiberio Graco
wird ein Schlangenpaar entdeckt. Die daraufhin befragten Aruspici deuten das
Zeichen derart, dass eine der beiden Schlangen zwar getötet werde, die andere aber
fliehen könne, und dass deshalb der jeweils dem Geschlecht der getöteten Schlange
entsprechende Ehepartner vor dem anderen sterben werde. Aus dem daraufhin
ausbrechenden Wettstreit der Liebenden gelingt es schließlich Tiberio mit einer
List, als Sieger hervorzugehen, indem er die männliche Schlange tötet. Symbolisch
sind unter den Schlangen die Türken zu verstehen, welche Leopold unter Einsatz
seines Lebens aus dem Haus vertreiben konnte. Allegorische Figuren (Il Capriccio
Poetico, L’Antonomasia e L’Iperbole, Figure Poetiche) und Herkules mit den
Argonauten leiten am Schluss zum Ballett über.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549