Seite - 311 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
Bild der Seite - 311 -
Text der Seite - 311 -
311Musikalische
Feste
Der Geburtstag der Kaiserin wird am 12. Januar 1692 mit der ungwöhnlich aufwän-
digen Aufführung von Minatos Fedeltà e generosità. Festa teatrale in 22 Szenen mit
Licenza in der Vertonung von Draghi, Leopold I. und A. A. Schmelzer in vier Büh-
nenbildern von Burnacini mit einer Balletteinlage von D. Ventura begangen. Als ein
aus Valerius Maximus (Facta et dicta memorabilia III,2, ext. 9) entnommenes Beispiel
für die Macht der Tugenden weigert sich Harmonia Prencipessa di Siracusa, das
Opfer ihrer Hofdame Rosilla anzunehmen, die die Kleidung ihrer Herrin anziehen
will, um so die Verfolgung durch Aufständische auf sich zu lenken. Sowohl Rosilla
als auch Harmonia, die sich zu erkennen gibt, erwecken die Liebe der sie bewachen-
den Verschwörer und entgehen damit dem Tod. Treue und Großmut werden durch
die vorbildlichen Handlungen der weiblichen Hauptpersonen dargestellt, welche
schließlich die Aufständischen umstimmen. Volupia, Göttin der Freude, und die
fünf Sinne erläutern in der Licenza, dass mit Harmonia Kaiserin Eleonore Magda-
lena Theresia gemeint sei, und mit Rosilla die sie vor Nachstellungen schützenden,
treuen Untertanen.
Am 22. Juli 1693 abends wird zum Namenstag der Kaiserin in einer Grotte im
Garten der Favorita Minatos La madre degli dei. Festa musicale in der Vertonung von
Draghi und A. A. Schmelzer dargeboten. Inspiriert von Martianus Capellas De nup-
tiis Mercurii et Philologiae thematisieren die 15 pastoralen Szenen die Liebe einer
Göttin für einen Hirten. Die im Titel genannte, äußerst wandelbare Göttermutter
(La Madre degli Dei: Hora detta Ope: Hora Cibele: Hora Berecinthia: Hora Cerere)
verliebt sich in den jungen Hirten Ati und begünstigt ihn unter der Bedingung, dass
er keusch bleibe. Er bricht dieses Gebot aus Liebe zu der Nymphe Cipsela und wird
von der Göttermutter daraufhin verstoßen. Verzweifelt durchstreift er die Wälder,
wird von einem Wildschwein getötet und daraufhin zum Gedenken in eine Zypresse
verwandelt. Die Göttermutter flicht sich einen Kranz aus seinen Zweigen und von
ihr eingesetzte Priester feiern alljährlich diese Verwandlung, ebenso wie der Na-
menstag der Kaiserin alljährlich gefeiert wird.
Am 25. November 1694 wird anlässlich des Namenstages des Kaisers auf gehei-
mer Bühne im Leopoldinischen Trakt der Hofburg Minatos Pelopida Tebano, in Tessa-
glia. Festa teatrale in 28 Szenen mit der Musik von Draghi und J. J. Hoffer aufgeführt.
In fünf Bühnenbildern von Burnacini und mit Balletteinlagen von D. Ventura wird
das Verhältnis von Klugheit und Freundschaft am Beispiel des thebanischen Feld-
herrn Pelopida abgehandelt, dem mit Hilfe einer List die gleichzeitige Eroberung
zweier Festungen der Magneter gelingt. Er und sein treuer Freund Epaminonda ver-
lieben sich beide in je eine der dabei gefangenen Prinzessinnen, ohne jedoch zunächst
zu entdecken, wer welche liebt. Um einen Bruch der Freundschaft zu vermeiden,
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549