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Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im
Barock320
Anzahl von Szenen (je 12) in allen drei Akten übernimmt und drei Bühnenbilder von
Burnacini verwendet.586
In der vermutlich auf Diogenes Laertios (Geschichte der griechischen Philo-
sophie) basierenden Handlung hat der aus Abdera stammende Democrito sein vä-
terliches Erbe dafür verbraucht, die Natur der Dinge zu studieren und zu einem
Philosophen zu werden. Als Einsiedler verachtet er nun alles Irdische und belacht
die Mühen seiner Mitmenschen, obgleich seine philosophischen Erklärungen den
anderen nicht weniger lächerlich vorkommen als jene seines Dieners Telo. Dass
seine Ansichten nicht sehr ernst zu nehmen sind, manifestiert sich im pathetischen
Stöhnen seiner Auftrittsarie:
Infelice umanità!
Ah, ah, ah,
Dou’è ’l bene,
Che la uita amar ti fa!
Ah, ah, ah,
Infelice umanità?
Che ti gioua libertà !
Ah, ah, ah,
Se del Fato
Prigioniera ogn’Alma stà.
Ah, ah, ah,
Infelice umanità ! (I.3)
Wegen eines Orakelspruchs hat König Lisimaco seine Schwester Rosinda in einem
Turm in der Nähe von Democritos Einsiedelei einsperren lassen. Die Dienerin Ma-
crina befreit sie jedoch, indem sie sie gegen die Schäferin Olinda austauscht. In Be-
gleitung von Democrito an den Hof gelangt, erringt Rosinda unter dem Namen
Cirene die Zuneigung ihres Bruders Lisimaco, was zu sehr lyrischen Dämpfungen
der petrarkistischen Expressivität Anlass gibt:
Nè senza spine
La rosa stà:
586 „È una simmetria facilmente conseguita se si pensa alla elasticità dei criteri che determinavano la divisione
in scene, ma è comunque indicativa di un gusto per parallelismi e simmetrie.“ (Nino Pirrotta: Note su
Minato. In: Maria Teresa Muraro (Hg.): L’opera italiana a Vienna prima di Metastasio. Florenz 1990,
S. 127–163; hier S. 134 Anm. 8)
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549