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321Faschingsopern
Nè senza pene
La gioia uà.
Vengono alterni
Piacer, e duol:
Com’a uicende
La nott’ e ’l Sol. (III.2)
Diese Stimmung steht in extremem Gegensatz zu der bereits im Abschnitt
über die Commedia dell’arte im Musiktheater beschriebenen, grotesk-derben
Ausdrucksweise der Dienerfiguren.587
Der Philosoph Democrito, der all diese Ereignisse zwar belacht, gleichzeitig aber
mit einer seltsamen Theorie der Atome erklären will, erweist sich zuletzt dennoch
der großmütigen Herrschertugend von Lisimaco, der allen ihre instruktiven Täu-
schungen verzeiht, unterlegen:
In mezzo à tante gioie
A ciascuna io perdono. (III.12)
Was Macrina, die gemeine Alte, äußerst zweispältig kommentiert: „A fè à fè, Signor,
sei troppo buono.“
Die ungewöhnliche Beliebtheit des Werkes zeigt sich in der Tatsache, dass es
noch drei Mal am Kaiserhof wiederholt wird: am 11. Februar 1673 in einem abgele-
genen Saal der Burg mit neuen Bühnenbildern von Burnacini und Kompositionen
des Kaisers, sowie am 17. und vermutlich am 21. Februar 1700, mit der Musik von
Francesco Antonio Pistocchi (1659–1726) und Johann Joseph Hoffer (1666–1729).
Die Begeisterung für Le risa di Democrito hält während des so an Philosophie inte-
ressierten 18. Jahrhunderts an: Aufführungen sind nachweisbar in Bologna (Teatro
Formagliari, 1708 und 1727), Forlì (1710), Ferrara (Teatro Bonacossi, 1712), Lissa-
bon (1736) und in Wien (Stadttheater, 1737 und 1742). Das auf Minatos Libretto
beruhende Singspiel Der lachende Democritus wird 1704 in Leipzig vermutlich in der
Vertonung von Georg Philipp Telemann gespielt.
587 Vgl. außerdem Maria Girardi: Da Venezia a Vienna: le ‚facezie teatrali‘ di Nicolò Minato. In: Ivano Ca-
vallini (Hg.): Il diletto della scena e dell’armonia. Teatro e musica nelle Venezia dal ’500 al ’700. Rovigo
1990, S. 189–265, und Manuela Hager: La funzione del linguaggio poetico nelle opere comiche di Amal-
teo, Draghi e Minato. In: Maria Teresa Muraro (Hg.): L’opera italiana a Vienna prima di Metastasio.
Florenz 1990, S. 17–30.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549