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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
Seite - 328 -
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Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock328 Der sich hinter Harpocrate, Filosofo Nobile verbergende Librettist erhebt sich der- art zum Ratgeber des Kaisers, was wohl nur auf Grund seines privilegierten Kon- takts mit diesem durch die über Jahre dauernde Zusammenarbeit im musiktheatra- lischen Programm des Hofes möglich wird. Wenn auch von der Literaturgeschichte der zwei Generationen später von Kaiser Karl VI. für Pietro Metastasio bezeugte Respekt als eine sowohl von den Ideen der Aufklärung als auch von der Person des Hofdichters begründete Ausnahme gepriesen wird, so scheint zumindest Minato über eine ausreichende Vertrauensbasis zu verfügen, um sich hier als eine Art von philosophischem Hofnarren und Ratgeber in Szene setzen zu können. Bei der Wie- deraufnahme des Werkes zum Namenstag des Kaisers am 22. November 1688 wer- den in einer hinzugefügten Licenza die jüngsten Siege Leopolds über die Türken gefeiert. Il silentio di Harpocrate wird außerdem 1686 in Rom und 1690 in Braun- schweig gespielt. Zu einem nicht überlieferten Datum im Fasching 1679 wird Minatos La svogliata. Trattenimento musicale mit der Musik von Draghi und J. H. Schmelzer aufgeführt. Die Kürze dieses Werkes (11 Szenen in drei Bühnenbildern) erklärt sich möglicher- weise aus der am 22. Januar verspätet zum Geburtstag der Kaiserin aufgeführten Baldracca, welche vom Umfang und vom Thema sicher auch als Faschingsoper ein- zustufen wäre, wegen der Einstufung auf dem Titelblatt allerdings im folgenden Abschnitt behandelt wird, während La svogliata gemäß der Angabe „Nel Carnou- ale“ hier eingeordnet wird. Die junge Niside zeigt sich gegenüber allen vom Vater vorgeschlagenen Unterhaltungen lustlos, weil sie heimlich in einen Gärtner verliebt ist und das nicht zeigen darf. Der Gärtner ist aber in Wahrheit der verkleidete Ene- rio, Sohn eines mit dem Vater verfeindeten Schlossherrn. Die beiden erklären sich schließlich und führen so den Frieden zwischen den Familien herbei. Am 29. Februar 1680 wird im Ballhaus in Prag, wo sich der Hof aufhält, Minatos La patienza di Socrate con due mogli. Scherzo dramatico per musica in der Vertonung von Draghi, Leopold I. und J. H. Schmelzer dargeboten. Das vermutlich von Diogenes Laertios inspirierte Libretto in drei Akten mit je 15 Szenen, das in fünf Bühnenbil- dern von Burnacini mit drei Balletteinlagen von D. Ventura aufgeführt wird, stellt wieder die lächerlichen Eigenheiten eines berühmten Philosophen in einer völlig erfundenen Konfliktsituation dar. In Athen wird wegen der nach den Kriegen allzu geringen männlichen Bevölkerung ein neues Gesetz erlassen, das zwei Ehefrauen vorschreibt, worauf Socrate sich für Santippe und Amitta entscheidet. Er wird al- lerdings von beiden so gequält, dass er am Ende verzweifelt, aber lachend sein Haus verlässt und die beiden Frauen die Scheidung verlangen. Parallel dazu verläuft die dramatische Wahl von Melito, der sich für seine zweite Frau zwischen Rodisetta und
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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