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Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im
Barock338
sers Nero, an denen Interpreten unterschiedlicher Herkunft von Spanien bis nach
Indien teilnehmen, was hier die Möglichkeit zu einer exotischen Ausgestaltung der
Aufführung bietet. Das Personenverzeichnis listet nach der Poesia und Nerone Ce-
sare Imperatore folgende Interlocutori auf: Cantor Tebano con sua Comitiva – Cantor
Persiano con sua Comitiva – Cantor Partenopeo con sua Comitiva – Cantor Arcade
– Cantor Incognito – Cantor Etiopo – Cantor Ibero – Cantor di Calechutte – Can-
tatrice Assiria con sua Comitiva – Vespilla Sonatrice d’Arpa – Cantatrice Fenicia con
sua Comitiva – Cantatrice Germanica – Rubina Fanciulla Romana – Carasio Mag-
gior Duomo di Cesare – Perseno familiare di Cesare – Lattantio Seruitor del Cantor
Arcade – Choro de’ Cittadini Romani. Die Aufführung scheint vor einem einzigen
Bühnenbild stattzufinden, denn das Libretto gibt an: „La Scena è Roma, con la Pro-
spettiua di Campidoglio, e del Fiume Tebro.“
Nach einer Pause von mehr als zwei Jahrzehnten599 wird als nächste Ge-
burtstagsoper in Wien am 13. Juli 1656 im Hoftheater für Ferdinand III. Theti.
Drama per musica von Diamante Gabrielli († 1655) in der Vertonung von Antonio
Bertali aufgeführt. Dieses Werk in 5 Akten mit einem Prolog über die mythologische
Gestalt der Tochter von Nereus und Doris, welche nach der turbulenten Hochzeit
mit Peleus ihren gemeinsamen Sohn Achilles Zeit seines Lebens zu beschützen sucht,
wird in sechs Bühnenbildern von Burnacini mit drei Balletteinlagen von Ventura ge-
boten. Im Schlussballett tanzt der künftige Leopold I. mit sieben seiner Kavaliere.
Ab der Regierungszeit von Leopold I. etabliert sich dann – wie bereits erwähnt –
ein Jahreskalender von Festlichkeiten mit musiktheatralischen Darbietungen, darun-
ter beinahe jedes Jahr eine große Opernaufführung zum Geburtstag, später auch zum
Namenstag, des Kaisers, der Kaiserin-Witwe Eleonora und ab 1666 auch der Kaiserin.
Seinen ersten und vermutlich auch absoluten Höhepunkt erreicht dieses Programm
1668 mit Il Pomo d’oro, seine größte Dichte in den Jahren 1666–81 und 1691–1702.
Am 9. Juni 1659 wird im Saal der Favorita folgendes Werk in drei Akten in der Ver-
tonung von Giuseppe Tricarico und in drei Bühnenbildern von Burnacini dargeboten:
La| VIRTV GVERRIERA| Per| Il giorno Natalitio| Della| SACRA CESAREA
MAESTA| DI| LEOPOLDO| PRIMO,| Imperatore dè Romani sempre| Au-
gusto, Rè di Boemia, d’Vngaria, &c.| Arciduca d’Austria, &c.| Dedicata| Alla
599 Lediglich während des Aufenthaltes des Hofes in Regensburg 1641 werden zwei musikalische Ge-
burtstagskomödien aufgeführt: am 14. Juli für den Kaiser Armida e Rinaldo. Comedia recitata in musica in
drei Akten mit Prolog, welche ihren Stoff aus Ludovico Ariostos Orlando furioso (1532) bezieht, und am
22. Dezember für Kaiserin Maria Anna Arianna abbandonata da Theseo, et sposata dal Dio Baccho. Comedia in
musica in drei Akten mit Prolog von Francesco Bonacossi (beide nur handschriftlich überliefert in ÖNB
Cod. 13.349).
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549