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343Opern
zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus
es am Ende des Argomento heißt: „Intanto Andromaca creduta Isifile Sorella di Pirro
vien ricercata da Circe, di cooperare à loro amori, e serve di bersaglio alle gelosie del
marito, & agli scherzi della fortuna, che scioglie il Drama con lietissimo fine.“
Wieder im gewohnten höfischen Milieu Griechenlands angesiedelt ist das zum
selben Anlass 1666 dargebotene L’Onore trionfante. Drama per musica in drei Akten
mit Prolog und Licenza von Domenico Federici in der Vertonung von Pietro An-
drea Ziani. Die drei Balletteinlagen für die Aufführung in der Favorita stammen
ausnahmsweise von Alessandro Carducci und umrahmen die tragischen Abenteuer
von Periandro, dem Tyrannen von Korinth, seiner aus Staatsraison gewählten Frau
Iolanta Melissa, Tochter des Königs von Argos, und seiner Jugendliebe Nifea, der
Tochter seines Erziehers Agide.
Als völlige Neuheit wird am 12. Juli 1666 eine Feier für eine noch abwesende
Person eingeführt: Nettuno e Flora festeggianti. Drama musicale per introduttione al gran
ballo in drei Akten mit Prolog von Francesco Sbarra mit der Musik von Antonio
Cesti und Johann Heinrich Schmelzer ist dem Geburtstag der Infantin Margarita
Teresa, der künftigen Ehefrau von Leopold I., gewidmet, die zu diesem Zeitpunkt
aus Spanien zur Vermählung in Österreich abreist. Auf sie beziehen sich auch die
beiden im Titel genannten mythologischen Gestalten, welche in ihrem Wirkungs-
bereich jeweils einen Bezug zu dem Namen Margarita aufweisen: Nettuno durch die
Perle (lat. margarita) und Flora durch die Wiesenblume Margerite.
Am 9. Juni 1667 wird nachmittags im Hoftheater zum Geburtstag des Kaisers
La Semirami. Drama musicale in drei Akten mit Licenza von Giovanni Andrea Mo-
niglia605 in der Vertonung von Cesti und J. H. Schmelzer aufgeführt. Dieses Werk
ist insofern bemerkenswert, als es sich um eine der wenigen nicht ursprünglich für
den Kaiserhof bestimmten Produktionen handelt. Es ist von Leopoldo de’ Medici
(1617–75) für die Hochzeit von Erzherzog Sigmund Franz 1665 mit Hedwig Au-
gusta von Sulzbach in Innsbruck in Auftrag gegeben worden, dann aber wegen des
überraschenden Todes des Landesfürsten und der daraus resultierenden Absage der
Hochzeit nicht aufgeführt worden. In der Adaptierung eines unbekannten Bearbei-
ters (u.a. die Hinzufügung der Licenza) bietet das Libretto die kühnen Abenteuer der
assyrischen Königin Semiramide, die mit ihrem noch minderjährigen Sohn Nino die
Kleider tauscht, um an seiner Stelle das Heer in den Krieg gegen den babylonischen
König Creonte zu führen. Die politischen und amourösen Rivalitäten enden schließ-
lich mit einer Doppelhochzeit der Herrscher und ihrer Nachkommen.
605 1624–1700; Moniglia unterrichtet Medizin an der Universität Pisa und ist Leibarzt der Familie Medici; er
veröffentlicht Libretti, u.a. Il Podestà di Colognole (1657), Ipermestra (1658), Ercole in Tebe (1661), La schiava
fortunata (1674), eine weitere Bearbeitung der Semiramide, und Giocasta regina d’Armenia (1677).
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549