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353Opern
zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus
Auftrittsarie beklagt sich Lentulo über das wechselhafte Glück, das zwar schnell sei-
nen Untergang bewirkt hat, ihn aber nun hartnäckig in seinem Unglück verharren
lässt:
La tua Rota variabile,
Fortuna instabile,
Deh sia mutabile
Ancor per mè!
Che nel mio male
Sia resa immobile
Ragion non è,
Se fù sì varia
Quando, contraria,
Da Sorte prospera
Cader mi fè.
Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass die Qualität der großen Librettodichtung des 18.
Jahrhundert, vor allem von Metastasio, sowohl in ihrer Verstechnik als auch in ihrer
Thematik auf einer langen Tradition aufbaut. Eine Tradition, die gerade am Wiener
Kaiserhof ihre Höhepunkte erreicht und dennoch (vgl. die Einleitung) in der For-
schung bisher zu wenig gewürdigt wird.
Die treue Ehefrau Sulpitia folgt ihrem Mann Lentulo ohne dessen Wissen in
die Verbannung nach Sizilien und verwechselt ihn dort zunächst mit seinem Dop-
pelgänger, dem König Hierone, was zu dramatischen Verwicklungen führt. Als dieser
im Kampf gegen die Karthager stirbt, wird Lentulo auf Grund seiner täuschenden
Ähnlichkeit von den treuen Anhängern des Königs für den Gefallenen ausgegeben,
um die Kampfeskraft des Heeres zu sichern. Nach dem Sieg wird die Verwirrung
aufgeklärt und außerdem Prinz Helites zukünftige Herrschaft gegen eine aufkom-
mende Verschwörung gesichert. Sulpitia erkennt ihren Irrtum und wird für die
Stand
haftigkeit ihres Gefühls und ihrer Tugend gelobt. Im Schlussballett wird eine
Statue von Sulpitia besungen, hinter welcher ohne Zweifel die Kaiserin-Witwe zu
erkennen ist. In der Wiederaufnahme des Werkes am 27. November 1697 mit klei-
neren kompositorischen Zusätzen von Carlo Domenico Draghi und einer neuen Bal-
lettmusik von Johann Joseph Hoffer wird dieser Teil dann auch weggelassen.
Der Tod von Kaiserin Margarita Teresa bewirkt eine kurze Unterbrechung im
Programm der Geburtstagsopern, die am 18. November 1673 mit Minatos Tessa-
lonica. Drama per musica in drei Akten mit zwei Intermedien wieder aufgenommen
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549