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365Opern
zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus
pold I. und A. A. Schmelzer in sieben Bühnenbildern Burnacinis mit drei Ballettein-
lagen von D. Ventura. Auf der Basis von Titus Livius (Historiarum libri XXXI–XLI)
wird die Großmut des römischen Konsuls Flaminio gepriesen, der nach seinem er-
folgreichen Feldzug gegen den makedonischen König Filippo den zu ihm überge-
laufenen griechischen Städten wieder die Freiheit zugesteht. Aus Dankbarkeit dafür
kaufen diese Städte alle römischen Soldaten, die noch als Sklaven in Griechenland
dienen, frei und Flaminio führt sie im Triumph zurück nach Rom. Zusätzlich wird
die Handlung dadurch dramatisiert, dass Flaminio in einer Sklavin seine während
der Kindheit ausgesetzte Schwester erkennt und in der Folge auf die ihm verspro-
chene Flavia verzichtet, weil diese seiner Schwester geholfen hat und überdies heim-
lich dem asiatischen Prinzen Crate zugetan ist. Zuletzt beschließt Flaminio, diese
glänzenden Beweise seiner öffentlichen und privaten Großmut auf einem goldenen
Schild darstellen zu lassen, der dem Tempel von Delphi gespendet wird. Auf diesem
Schild erscheint daraufhin eine wundersame Inschrift zu Ehren von Kaiser Leo-
pold I., um die spirituelle Verbundenheit der beiden Herrscherpersönlichkeiten zu
manifestieren.
Inhaltlich ganz anders, denn wesentlich sentimentaler, präsentiert sich die am
29. Juni 1693 in der Favorita gespielte Geburtstagsoper für den Kaiser: Minatos L’a-
more in sogno, overo, Le nozze d’Odati, e Zoriadre. Drama per musica in drei Akten und
Licenza mit der Musik von Draghi, Leopold I. und A. A. Schmelzer in sieben Büh-
nenbildern von Burnacini und mit drei Balletteinlagen von D. Ventura behandelt
vermutlich auf der Basis von Athenaios aus Naukratis das Thema der beständigen
Liebe am Beispiel von zwei vorderasiatischen Adeligen in einer unbestimmten Vor-
zeit. Prinzessin Odati und Prinz Zoriadre lieben einander, obwohl sie voneinander
nur aus ihren Träumen wissen. Bei seiner Suche nach der erträumten Geliebten ge-
langt Zoriadre an den Hof von Homarte, Rè de’ Maratori, und trifft dort auf seinen
Bruder Histaspe, der vergeblich um die Tochter des Königs, Odati, wirbt. Auf Drän-
gen der parthischen Prinzessin Romaida verspricht Zoriadre dieser die Ehe, falls
er nicht in kurzer Zeit seine Geliebte finden kann. Als Homarte endlich seine sich
sträubende Tochter verheiraten möchte und dazu eine Gruppe von Bewerbern zu-
sammenruft, erkennt Odati sogleich den im Traum gesehenen Zoriadre, genau wie
er sie auch, worauf sie glücklich zusammenfinden. Romaida und Histaspe trösten
sich miteinander. Im Schlussballett, in welchem die Kinder des Kaisers tanzen, wird
Sonno von Vigilanza geweckt, worauf letztere dann zur Feier des Geburtstags des
Kaisers aufruft.
Minatos am 22. November 1693 anlässlich des Namenstages des Kaisers in des-
sen Antekammer gespielte L’imprese dell’Achille di Roma. Festa per Musica kehrt zu den
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549