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Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im
Barock378
Vlieses und der Errettung der Argonauten der kolchischen Prinzessin Medea die
Ehe versprochen. Nach Griechenland zurück gekehrt, möchte er beide Versprechen
brechen und sich aus politischen Gründen mit der korinthischen Prinzessin Creusa
vermählen. Zur stärkeren dramatischen Verflechtung werden bei Minato alle Riva-
linnen (Creusa, in habito d’huomo – Isifile, in habito d’huomo) schon in Kolchos zu-
sammengeführt. Zuletzt lässt Isifile von ihren Nachstellungen ab; auch Medea gibt
unter dem Druck ihres Vaters nach und überlässt Giasone schließlich Creusa. Nach
dieser überraschend glücklichen Fügung sieht die nach einem Zornesausbruch be-
sänftigte Medea zwei Leuchtkörper am Himmel, die das Brautpaar Carlo und Eleo-
nora symbolisieren:
Jo ne dirò il presaggio.
Si come, di quei duo, che là mirate,
Lucidi Globi, l’vno
E ver, l’altro apparente,
Così ’l nostro Giasone,
(E di mostrarlo il Ciel così procura),
Sarà d’Eroe più Grande ombra, e Figura.
Mostri anch’egli Vincerà.
Aureo Scettro, e Regia Sposa,
Gloriosa
Anch’egli haurà.
CARLO inuitto à ELEONORA
Lieta Destra porgerà.
Mostri anch’egli vincerà. (S. 77f.)
Die Entschlüsselung des aktuellen historischen Bezuges ergibt, dass Herzog Karl V.
(= Giasone) zunächst Marguerite-Louise d’Orléans (= Isifile) hätte heiraten sollen,
bevor die Verbindung mit der österreichischen Erzherzogin Eleonore (= Creusa) als
staatspolitisch vorteilhafter erkannt wurde. Die zweifach erwähnten Monster, wel-
che die Helden überwinden, symbolisieren ohne Zweifel die Türkengefahr, welche
schon auf Grund der geographischen Situierung des Werkes am Schwarzen Meer
offenkundig scheint.
Am selben Ort, im Hofsaal der Burg von Wiener Neustadt, wird am 29. Oktober
1678 zur Hochzeit von Erzherzogin Maria Anna mit Johann Wilhelm von der Pfalz-
Neuburg (1658–1716) Minatos Enea in Italia. Drama per musica in drei Akten mit der
Musik von Draghi, Leopold I. und J. H. Schmelzer und drei Balletteinlagen von D.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549