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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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Die italienische Aufklärung in Österreich392 Als weiteres charakteristisches Beispiel für diese öffentliche Förderung der Wis- senschaften, vor allem der Naturwissenschaften, kann die Istoria della generazione dell’uomo e degli animali, se sia da’ i vermicelli spermicati o dalle uova, con un trattato nel fine della sterilità, e dei suoi rimedj von Antonio Vallisneri (1661–1730) genannt werden, deren Publikation in Venedig 1721 mit Widmung an den Kaiser dem Au- tor eine finanzielle Zuwendung und die Position eines kaiserlichen Kammerherrn einbringt. Ähnliches gilt für Ludovico Antonio Muratoris Rerum italicarum scriptores, deren erster Band 1723 Karl VI. gewidmet ist und deren Drucklegung eine Gesell- schaft mailändischer Adeliger finanziert: „Der Kaiser gewährte dieser Gesellschaft Censurfreiheit, ernannte Muratori zum Reichshistoriographen und verlieh seinem Mitarbeiter Argelati den Titel eines kaiserlichen Secretärs und eine Pension von 300 Scudi.“646 Diese sich in ihrer geistesgeschichtlichen Dimension als Frühaufklärung647 mani- festierende Neuorientierung der kaiserlichen Kulturpolitik kommt vor allem den in Wien tätigen italienischen Intellektuellen zu Gute. So beruft Karl VI. z.B. Vincenzo Maria Coronelli (1650–1718) als Commissario perpetuo del Danubio 1717 nach Wien, damit der als Kosmograph der Republik Venedig (Atlante veneto. Venedig 1691–96) und Verfasser der ersten modernen Enzyklopädie mit alphabetisch geord- neten Einträgen in italienischer Sprache648 berühmt gewordene Gelehrte hier seine Studien zur Regulierung und Schiffbarmachung der Donau zu Ende führen könne. Coronelli hat in den Jahren davor in Fortführung eines Projektes von Leandro An- guissola bereits sechs Donaukarten für die Strecke zwischen Wien und Nikopolis in Bulgarien ausgearbeitet und die Möglichkeiten eines verstärkten Handelsverkehrs auf dem Wasserweg dargelegt. Bereits nach wenigen Monaten muss Coronelli aller- dings krankheitsbedingt Wien wieder verlassen. Mit ähnlichen Aufgaben beschäftigt sich Luigi Ferdinando de’ Marsigli (1658– 1730), der ab 1681 in der österreichischen Armee dient, als Gefangener nach der Schlacht bei Raab (Györ) 1683 in die Türkei verschlagen wird und nach seiner Be- freiung für Kardinal Francesco Bonvisi (1626–1700), den apostolischen Nuntius 646 Landau: Die italienische Literatur, S. 40. 647 Elena Sala Di Felice erwähnt als zentrale Fragen dieser Bewegung jene nach Gerechtigkeit und nach Legitimität der Monarchie: „È ben noto come il problema della giustizia, connesso alla leggitimità e all’adeguatezza dell’istituto monarchico e del diritto di nascita, fosse al centro della riflessione etico-po- litica nel secolo XVIII. Vienna era luogo tutt’altro che marginale per l’elaborazione di questi temi […]” (Zeno, Metastasio e il teatro di corte. In: Paolo Chiarini / Herbert Zeman (Hg.): Italia-Austria. Alla ricerca del passato comune. Rom 1995, S. 523–567; hier S. 535). 648 Von seiner Biblioteca universale sacro-profana erscheinen in Venedig 1701–06 die ersten sieben (A-Caque mit 35.000 Einträgen) von 45 geplanten Bänden mit über 300.000 Einträgen. Coronellis Fragment wird damit zu einem wichtigen Modell der französischen Encyclopédie von Diderot und D’Alembert.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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