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409Die
geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio
nach Wien. Er stirbt 1750 in Venedig, zehn Jahre nach dem Tod seines Mäzens
Karl VI.
Am 7. April 1719 wird Pariatis Gesù Cristo negato da Pietro. Componimento sacro
per musica mit der Musik von Fux als Grabesandacht in der Karwoche dargeboten.
Durch eine Mischung aus biblischen Figuren (Pietro Apostolo – Ballila Ancella di
Caifa) und allegorischen Gestalten (L’Amor Divino verso l’uomo – L’Umanità Pec-
catrice – L’Odio giudaico contro Gesù) wird die Verleugnung Christi durch Petrus
in dramatischen Dialogen ausgestaltet und die Spannung zusätzlich gesteigert durch
zwei antagonistische Chöre, nämlich jenen der auf Erlösung wartenden Sünder und
jenen der von Hass erfüllten Juden, welche die Geschehnisse kommentieren und
ihre jeweiligen Interessen durchsetzen möchten.
Außerdem wird in der Fastenzeit 1719 nach langer Zeit Minatos L’amor della re-
dentione. Oratorio sopra li sette maggiori dolori della Beatissima Vergine in der Vertonung
von Leopold I. wieder aufgenommen.685
Am 14. März 1720 wird Zenos Tobia. Azione sacra 686 mit der Musik von Porsile
in der Hofburgkapelle aufgeführt. Am Beginn der aus dem gleichnamigen Buch
des Alten Testaments abgeleiteten Handlung beklagt der alte und blinde Tobias das
Schicksal des in Ninive gefangenen Volkes Israel:
Sentomi indosso ognora
Piaga cader su piaga:
Torrente di sciagure
Tutto m’inonda e allaga:
Ombre di morte oscure
Stan su le mie palpebre:
Ma ’l mio giudice è Dio,
Nè dentro il petto mio – latra il peccato.
Non amistà infedele:
Non cecità crudele:
Non indigenza, o morte:
Ma colpa sola è forte
A farmi sventurato. (S. 38)
Im Laufe der Gespräche zwischen den biblischen Gestalten (Tobia – Anna – Tobia,
loro figliuolo – Sara, figliuola di Raguele – Anchior e Nabat, parenti, e amici del
685 Seit dem Tod des Kaisers 1705 ist es davor nur ein einziges Mal, 1706, gespielt worden.
686 Zeno: Poesie sacre drammatiche, S. 33–61.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549