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Die italienische Aufklärung in
Österreich450
gegründete Accademia dell’Arcadia als Artino Corasio bestätigt seine wachsende litera-
rische Bedeutung. Nach der Aufführung von Siface, re di Numidia mit der Musik von
Francesco Feo 1723 in Neapel erlebt Metastasio dort im darauf folgenden Jahr mit
der Erstaufführung von Didone abbandonata in der Vertonung durch Nicola Porpora
am 1. Februar 1724 seinen entscheidenden Durchbruch als von den Komponisten
geschätzter Librettist, wozu auch seine Bevorzugung durch den Vizekönig Michael
Friedrich von Althann und die berühmte Sängerin Marianna Bulgarelli Benti (= La
Romanina, ~1684–1734) sowie die Förderung durch Maria von Althann beitragen.
Die folgenden Jahre sind durch eine glückliche Serie von Erfolgen seiner Libretti
in Italien gekennzeichnet: Siroe (Leonardo Vinci, Venedig 1726), Catone in Utica
(Leonardo Vinci, Rom 1728), Ezio (Nicola Porpora, Venedig 1728), Semiramide
(Leonardo Vinci, Rom 1729), Alessandro nell’Indie (Leonardo Vinci, Rom 1729) und
Artaserse (Musik verschiedener Komponisten, Rom 1730). Seine Berufung an den
Kaiserhof erfolgt auf der Grundlage dieses gefestigten Ruhmes, der anhaltenden
Vorbehalte von Zeno gegenüber seinen Verpflichtungen in Wien und des Alters von
Pariati: „Nel 1729, quando il Metastasio venne chiamato alla corte di Vienna, il Pa-
riati aveva 64 anni. Vecchio e acciaccoso si ritirò dall’impiego continuando tuttavia a
godere del titolo e degli emolumenti di poeta cesareo.“759
Nach seiner Ankunft und seiner ersten Audienz beim Kaiser am 18. Juli 1730
in Laxenburg führt Metastasio während seiner mehr als 50 Jahre in Wien ein un-
gewöhnlich sesshaftes Leben, das ihn kaum über die zwar nicht mehr so selbstver-
ständlich, aber immer noch ausreichend Italienisch sprechenden Milieus des Hofes
und der Künstler hinausbringt. Nach einem kurzfristigen Wohnsitz auf dem Jesui-
terplatz (heute Dr.-Ignaz-Seipel-Platz) verbringt er die nächsten fünf Jahrzente im
vierten Stock eines Hauses auf dem alten Michaelerplatz (heute Kohlmarkt 11) bei
Nicolò Martinez (1689–1764), dem Zeremonienmeister der päpstlichen Nuntiatur
in Wien: „So lebte Metastasio ein halbes Jahrhundert im Kreise der Familie Mar-
tinez, zwischen dem Theater, in dem viele seiner Werke aufgeführt wurden, und
der Michaelerkirche, in welcher er begraben wurde.“760 Zu den wenigen privaten
Aufgaben Metatastios zählt die musikalische Erziehung von Marianne von Martinez
(1744–1812), der Tochter seines langjährigen Freundes, wofür er den in der Dach-
kammer des selben Hauses logierenden, jungen und mittellosen Joseph Haydn als
Lehrer engagiert. Diese drei Jahre dauernden Unterweisungen in Gesang und Cem-
balo erlauben der Schülerin eine spätere Karriere als aktive Musikerin.
759 Campanini: Un precursore del Metastasio, S. 96.
760 Landau: Die italienische Literatur, S. 65.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549