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461Pietro
Metastasio – der Hofdichter als Monument
Di mia sorte dubbioso,
Son monarca e pastore, esule e sposo. (Bd. 1, S. 471)
In der Fassung von Caldara wird das Werk 1742 in Graz und Labaich sowie am
15. Oktober 1744 im Ballhaus in Wien auf Kosten des Hofes wieder gespielt. Unter
den weiteren in den österreichischen Territorien gespielten Vertonungen von Il De-
metrio (Bioni 1732 in Breslau; Hasse 1733 in Kremsier und 1734 in Wien; Francesco
Maggiore 1753 in Graz; Antonio Duni 1754 in Prag; Johann Ernst Eberlin 1760 in
Salzburg, Jommelli 1760 in Prag; Wagenseil 1760 in Prag; Giovanni Paisiello 1771
in Prag)778 scheint jene von Baldassare Galuppi (1706–85) die erfolgreichste: Sie
wird im Oktober 1748 in Wien drei Mal und am 19. November 1748 nochmals zum
Namenstag von Kaiserin Elisabeth Christine dargeboten.
Am 7. Februar 1732 wird im kleinen Hoftheater als erste Faschingsoper Meta-
stasios L’Issipile. Drama per musica in drei Akten mit der Musik von F. B. Conti und
Matteis in sieben Bühnenbildern von Giu. Galli Bibiena und mit drei Balletteinlagen
von Levassori und Phillibois aufgeführt. Ausgehend von der antiken Überlieferung
bietet das Libretto die Darstellung der turbulenten Ereignisse vor der Heirat von
Giasone und Issipile auf Lemnos und die damit verbundenen Liebeskonflikte. Ange-
sichts der atemberaubenden Umstürze scheint wohl der Schlusskommentar von Ro-
dope (confidente d’Issipile ed amante ingannata di Learco) berechtigt: „Quante vi-
cende un sol giorno adunò!“ (Bd. 1, S. 526) Das Werk wird mit der Musik von Bioni
1732 in Breslau, sowie vertont von verschiedenen Komponisten 1735 in Prag und
von Christoph Willibald Gluck (1714–87) 1752 in Prag gespielt. 1760 schließlich
wird L’Issipile in der Vertonung von Giuseppe Scarlatti (1723–77)779 anlässlich der
am 6. Oktober gefeierten Hochzeit von Erzherzog Joseph (1741–90) und Isabella
von Bourbon-Parma (1741–63) am Theater nächst der Burg wieder aufgenommen.
Am 28. August 1732 abends wird anlässlich des Geburtstages der Kaiserin und
der Erbhuldigung in einem Freilichttheater im Garten des Schlosses von Linz L’asilo
d’amore. Festa teatrale per musica in der Vertonung von Caldara und Matteis mit Tän-
zen von Nereiden und Tritonen in einer äußerst aufwändigen Inszenierung von Giu.
Galli Bibiena aufgeführt.780 Der kurze Text behandelt die Verschwörung der olym-
778 In Prag wird außerdem 1763 eine Fassung mit Musik verschiedener Komponisten, sowie 1741 in Preß-
burg die eines unbekannten Komponisten gespielt.
779 Der Komponist lebt 1756–65 in Wien, wo er zuerst als Ballettkomponist am Kärtnertortheater tätig ist.
780 Ursprünglich ist eine Aufführung im Schlosstheater von Krumau (Český Krumlov), der Residenz des
Oberststallmeisters Adam zu Schwarzenberg, geplant, wird jedoch wegen eines spektakulären Jagdunfalls
(Karl VI. tötet Schwarzenberg am 11. Juni bei der Hirschjagd in Brandeis durch einen Fehlschuss) nach
Linz verlegt; vgl. Schindler: Vom böhmischen Schneider zum Impresario des Kaisers, S. 89–93.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549