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469Pietro
Metastasio – der Hofdichter als Monument
Quando un’emula l’invita,
La virtù si fa maggior,
Qual di face a face unita
Si raddoppia lo splendor. (Bd. 1, S. 919)
Auch in diesem Text findet sich ein intertextueller Hinweis Metastasios auf zwei
berühmte Passagen bei Torquato Tasso: zum einen wieder auf den Chor aus Aminta,
wo der Schifffahrt und dem Handel die Schuld am Vordringen des fatalen Ehrbe-
griffes gegeben wird; zum anderen auf die Stelle in La Gerusalemme liberata (XV.25–
31), wo die christlichen Helden Ubaldo und Carlo auf ihrer Suche nach Rinaldo die
verhängnisvollen Säulen des Herkules durchfahren und ihnen von Fortuna, die ihr
Unternehmen lenkt, das neue Horizonte öffnende Unternehmen des Seefahrers aus
Ligurien (Cristoforo Colombo) angekündigt wird. Metastasio lässt in seinem Li-
bretto die Nebenfigur des Serbaste ein Loblied auf diese Neugierde singen, weil sie
der Menschheit bis dahin unerkannte Schätze erschlossen hat:
Fu troppo audace, è vero,
Chi primo il mar solcò,
E incogniti cercò
Lidi remoti.
Ma senza quel nocchiero
Sì temerario allor,
Quanti tesori ancor
Sariano ignoti! (Bd. 1, S. 887)
Il Temistocle wird 1742 in Wien mit der neuen Ballettmusik von Holzbauer wieder
gespielt.
Am 28. August 1737 wird in der Favorita Zenobia. Dramma per Musica in drei Ak-
ten und Licenza mit der Musik von Giovanni Bononcini in vier Bühnenbildern von
Giu. Galli Bibiena aufgeführt. Auf der Basis der vielfach bearbeiteten Geschichte
von Zenobia und Radamisto794 aus dem zwölften Buch der Annales von Tacitus glo-
rifiziert das Werk die beispiellose Treue der Ehefrau und die ebenso einzigartige
Milde des Herrschers. Auch hier bezieht sich Metastasio wieder auf einen berühm-
ten Topos der kulturellen Tradition, die er im aufklärerischen Sinne korrigiert:
794 Allein in Wien von Carlo de’ Dottori (La Zenobia di Radamisto, 1662) und Giovanni Claudio Pasquini
(Zenobia, 1732), sowie in Venedig z.B. von Minato (Tiridate, 1668).
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549