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VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik
Wie sehr die italienische Literatur im Laufe des 18. Jahrhunderts ihre beherr-
schende Position als kultureller Einflussträger in Österreich ganz allgemein und am
Kaiserhof im Speziellen einbüßt, geht allein aus einem Vergleich der aufgeführten
Werke hervor. Der von Franz Hadamowsky erstellte Spielplan des Barocktheaters
am Wiener Hof von 1625 bis 1740 führt noch beinahe ausschließlich italienische
Libretti vorwiegend aus den Gattungen des Musikdramas, der musikalischen Feste,
der verschiedenen Serenadenformen und der geistlichen Oratorien an, während
der von Harald Kunz für die daran anschließende Zeit von 1740 bis 1765 ermittelte
Wiener Theaterspielplan den Geschmackswandel deutlich widerspiegelt.819 Die sich
mit dem Einsetzen der Frühaufklärung bemerkbar machenden Tendenzen zu Guns-
ten des Französischen, welche durch die dynastischen Verbindungen mit Lothrin-
gen einen wesentlichen Auftrieb erhalten und durch die neue strategische Allianz
mit Frankreich ab dem Siebenjährigen Krieg vollends zum Durchbruch gelangen,
manifestieren sich in der Statistik der Gattungen und der den einzelnen Sprachen
zuordenbaren Titel aus der Dokumentation von Grossegger:
Sprache Oper Opéra comique /
Opera buffa Tragicomédie /
Drama Tragödie Komödie /
Lustspiel Intermedien Ballett
D 3 – 6 4 36 – 7
F 2 30 1 21 237 3 45
I 80 7 – 1 2 – 3
Die einem geladenen Publikum vorbehaltenen Aufführungen des höfischen Fest-
kalenders, welche immer auch Bestandteil einer politischen Selbstdarstellung des
Machtzentrums sind, weichen um die Mitte des 18. Jahrhunderts schrittweise den
Veranstaltungen kommerziell geführter öffentlicher Bühnen, auf welchen Komödien
französischer oder italienischer Provenienz und Buffo-Opern dem meist zahlenden
Publikum neue Horizonte durch neue Gattungen und eine neue Künstlergeneration
819 Franz Hadamowsky: Barocktheater am Wiener Kaiserhof. Mit einem Spielplan (1625–1740). Wien 1955.
– Harald Kunz: Höfisches Theater in Wien zur Zeit der Maria Theresia. Diss. Wien 1954.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549