Seite - 532 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
Bild der Seite - 532 -
Text der Seite - 532 -
Die Verbreitung der italienischen
Literatur532
bleibt die Anzahl dieser italienischen Drucke vor dem ersten Drittel des 17. Jahr-
hunderts gering. Erst die Hofbuchdrucker unter Kaiser Ferdinand II. spielen eine
gewisse Rolle in der Vervielfältigung der für den Hof entstandenen und von ihm
verbreiteten Werke. In chronologischer Abfolge sollen hier jene Betriebe kurz cha-
rakterisiert werden, welche aus dem im folgenden Abschnitt angelegten Verzeichnis
der italienischen Drucke in Österreich als die bedeutendsten ersichtlich sind.
Zu den ersten Druckern der Gegenreformation in Wien zählt Matthäus Formica.
Der aus Krain stammende Leonhard Formica arbeitet zuerst als Setzer in der Offizin
von Johann Apfel, übernimmt nach dessen Tod 1588 das Material und wird 1596
Hofbuchdrucker. Nach seinem Tod 1605 führt seine Witwe Margarethe den Betrieb
in der Rosenburse, einem Nebengebäude der Universität, weiter, wo ihn der Sohn
Matthäus Formica 1615 übernimmt, 1624 in den Köllnerhof verlegt und dort bis zu
seinem Tod 1639 betreibt, worauf seine Witwe Maria bis 1640 die Offizin leitet.
Sein unmittelbarer Konkurrent ist der 1616–48 tätige Gregor Gelbhaar, der ab
1613 als selbstständiger Drucker arbeitet und dessen Offizin in der Domgasse ab
1624 das Privileg der Hofbuchdruckerei genießt. Seine Witwe Judith heiratet 1649
Johann Jakob Kürner d.Ä.
Der aus Stettin stammende, bei Matthäus Formica ausgebildete Michael Rickhes
betreibt 1628–35 eine Offizin am Lugeck, die sein Sohn Matthäus nach dem Tod der
Mutter Maria 1640 übernimmt und bis an sein Lebensende 1661 führt. Ihm folgt bis
1669 seine Witwe Susanna Rickhes nach.
Formicas Betrieb im Köllnerhof gelangt schließlich in die Hände des ersten auch
quantitativ höchst bedeutenden Druckers von italienischen Text in Wien: (Stanislaus)
Matthäus Cosmerovius. 1606 in Wawrzenczyce (Kielce) im Bistum Krakau geboren,
studiert M. Cosmerovius in Krakau bei den Jesuiten und lernt das Druckergewerbe
bei Franz Cesarius in Krakau, wo er eine kleine Druckerei gründet. M. Cosmerovius
heiratet 1640 Maria Formica, die Witwe von M. Formica,928 wird 1641 Universi-
tätsbuchdrucker und übernimmt 1648 von dem verstorbenen Gelbhaar die Funktion
des Hofbuchdruckers. M. Cosmerovius übersiedelt 1655 in sein eigenes Haus in der
Unteren Bäckerstraße (heute: Sonnenfelsgasse 19), bewahrt 1655–60 den Silberschatz
der Universität Krakau auf, um diesen vor den schwedischen Truppen zu retten und
wird 1666 von Leopold I. als Cosmerovius von Lorenzberg (nach einer deutschen
Bezeichnung seines Geburtsortes) in den rittermäßigen Adelsstand erhoben. Sowohl
im Umfang seines Programms als auch bezüglich der Qualität seiner Drucke erreicht
M. Cosmerovius eine ungewöhnliche Stellung in seinem Gewerbe:
928 Nach deren Tod 1643 heiratet M. Cosmerovius Susanna Christina Saher.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549