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Vor 1918
Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
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1.4. Wie gefährlich ist Literatur? Geht man mit Stephen Greenblatt davon aus, dass Texte eine „cultural circula- tion of social energy“59 bewirken, so trachtet Zensur danach, eben diese Zirku- lation zu verhindern. Kommunikation via Lektüre ermöglicht die Fortpflanzung von Gedanken, unter negativen Vorzeichen betrachtet: die Infektion des Den- kens, die zu Nachahmung und damit zu Handlungen führt, die als verderblich für das Individuum oder die Gesellschaft angesehen werden. Versuche zur Ver- hinderung von ,Ansteckung‘ tauchen im 18.  Jahrhundert auch in anderen Berei- chen auf, bei der Bekämpfung von Seuchen, aber auch im Umgang mit Wahn- sinn und Verbrechen. Stets sollte die Internierung und Unterbindung von Kontakten das Übel lokalisieren und eindämmen.60 Tatsächlich war die Bücher- zensur schon im 16.  Jahrhundert auf derselben organisatorischen Ebene wie die Infektionsordnung für Fleisch, Mehl und andere Nahrungsmittel angesiedelt.61 Bücher galten als prinzipiell gefährlich. Bezeichnend für diese lang anhaltende Einschätzung der Buchbranche ist der Umstand, dass literarische und Kunstge- genstände in der Handelsstatistik des Vormärz an vorletzter Stelle geführt wur- den – zwischen „Zündwaren“ und „Abfällen“.62 Laut der vergleichsweise libera- len Gewerbeordnung von 1859 mussten Buchhändler noch immer eine Konzession erwerben – zusammen mit anderen ,heiklen‘ Gewerben wie Gast- wirten, Feuerwerkskörper- und Giftverschleißern.63 Im 19.  Jahrhundert wurde die schriftliche (Presse, Druckschriften) und auch die direkte Kommunikation verdächtiger Personengruppen behindert, letztere etwa in Form des Versamm- lungsverbots, der Überwachung und gegebenenfalls Aufhebung von Vereinen und geheimen Gesellschaften (wie zum Beispiel der Wiener Ludlamshöhle oder diversen Freimaurerlogen) und des Wanderverbots für Handwerker. 59 Stephen Greenblatt: Shakespearean Negotiations. The Circulation of Social Energy in Renais- sance England. Berkeley, Los Angeles: University of California Press 1988, S.  13. 60 Vgl. Michel Foucault: Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1996, und Ders.: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1994. 61 Vgl. Grete Klingenstein: Staatsverwaltung und kirchliche Autorität im 18.  Jahrhundert. Das Problem der Zensur in der theresianischen Reform. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1970, S.  45. 62 Siehe Norbert Bachleitner/Franz  M. Eybl/Ernst Fischer: Geschichte des Buchhandels in Öster- reich. Wiesbaden: Harrassowitz 2000, S.  191. 63 Kaiserliches Patent vom 20. December 1859, womit eine Gewerbe-Ordnung für den ganzen Umfang des Reiches, mit Ausnahme des venetianischen Verwaltungsgebietes und der Militär- grenze, erlassen, und vom 1.  Mai 1860 angefangen in Wirksamkeit gesetzt wird. In: Reichs- Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich, Jahrgang 1859. Wien: K.  k. Staatsdruckerei 1859, S.  619–650. 1.4. Wie gefährlich ist Literatur? 33
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Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
Titel
Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
Autor
Norbert Bachleitner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20502-9
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Censorship, Austria, Habsburg monarchy, 18th and 19th century, Zensur, Österreich, Habsburgermonarchie, Geschichte, 18. und 19. Jahrhundert, Literatur
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. VORBEMERKUNGEN 11
  2. 1. EINLEITUNG 15
    1. 1.1. Zur Theorie der Zensurforschung: ,Old‘ oder ,New Censorship‘? 15
    2. 1.2. Der historisch-soziologische Zensurbegriff: Politische Machtausübung versus Autonomie der Literatur 22
    3. 1.3. Modalitäten der Zensur im historischen Verlauf 27
    4. 1.4. Wie gefährlich ist Literatur? 33
  3. 2. IM DIENST DER AUFKLÄRUNG: DIE ZENSUR ZWISCHEN 1751 UND 1791 41
    1. 2.1. Die Vorgeschichte: Zensur in der Frühen Neuzeit 41
    2. 2.2. Die maria-theresianische Zensurkommission 49
    3. 2.3. Die josephinisch-leopoldinische Epoche 58
    4. 2.4. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1754–1791 73
      1. 2.4.1. Verbote 1754–1791 73
      2. 2.4.2. Verbote 1754–1780, gegliedert nach Sprachen 78
      3. 2.4.3. Meistverbotene Autoren 1754–1780 79
      4. 2.4.4. Verbote 1783–1791, gegliedert nach Sprachen 82
      5. 2.4.5. Meistverbotene Autoren 1783–1791 84
      6. 2.4.6. Verbote 1754–1791, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 85
      7. 2.4.7. Meistverbotene Verlage 1754–1791 87
      8. 2.4.8. Häufigste Verlagsorte 1754–1791 91
  4. 3. DIE ZENSUR ALS INSTRUMENT DER REPRESSION: DIE ÄRA NAPOLEONS UND DER VORMÄRZ (1792–1848) 93
    1. 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
      1. 3.1.1. Die Etablierung des polizeilichen Zensursystems 94
      2. 3.1.2. Die Zensoren 96
      3. 3.1.3. Die Aktion der Rezensurierung 1803–1805 101
      4. 3.1.4. Die Jahre der napoleonischen Besatzung und die Zensurvorschrift von 1810 105
      5. 3.1.5. Die Zensurgutachten: Beispiele aus den Jahren 1810/11 108
      6. 3.1.6. Die Bücherrevisionsämter 114
      7. 3.1.7. Die Staatskanzlei 121
    2. 3.2. Die Zensur im Vormärz (1821–1848) 124
      1. 3.2.1. Verschärfung der Zensurformeln und Schedenvergabe 130
      2. 3.2.2. Visitationen und buchhändlerische Schliche 134
      3. 3.2.3. Klagen und Proteste der Buchhändler 140
      4. 3.2.4. Die Zensur und die Autoren 143
    3. 3.3. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1792–1848 146
      1. 3.3.1. Verbote und Zulassungen 1792–1820 148
      2. 3.3.2. Verbote 1792–1820, gegliedert nach Sprachen 151
      3. 3.3.3. Meistverbotene Autoren 1792–1820 153
      4. 3.3.4. Verbote und Zulassungen 1821–1848 157
      5. 3.3.5. Verbote 1821–1848, gegliedert nach Sprachen 163
      6. 3.3.6. Meistverbotene Autoren 1821–1848 166
      7. 3.3.7. Verbote 1792–1848, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 169
      8. 3.3.8. Meistverbotene Verlage 1792–1848 171
      9. 3.3.9. Meistverbotene französische Verlage 1792–1848 186
      10. 3.3.10. Häufigste Verlagsorte 1792–1848 188
  5. 4. EIN BLICK IN DIE LÄNDER 193
    1. 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
      1. 4.1.1. Die böhmischen Zensurkommissionen und ihre Zusammensetzung 193
      2. 4.1.2. Das Nebeneinander der Zensurinstanzen 196
      3. 4.1.3. Die gescheiterte Zentralisierung (1781–1791) 200
      4. 4.1.4. Die langsame Professionalisierung und Zentralisierung des Zensurapparats unter Franz II./I 203
      5. 4.1.5. Prag und Wien im Spannungsfeld der Kompetenzstreitigkeiten 206
      6. 4.1.6. Die Struktur der Zensur in Böhmen seit 1810 208
      7. 4.1.7. Unter der Lupe – Analyse der Gutachten 211
      8. 4.1.8. Probleme der Zensur in den Provinzen – der Fall Böhmen 214
    2. 4.2. Daniel Syrovy: Die italienischsprachigen Gebiete der Habsburgermonarchie (1768–1848) 216
      1. 4.2.1. Habsburgische Bücherzensur in den lombardischen Gebieten vor 1797 218
      2. 4.2.2. Organisation der Zensur im Veneto 1797–1805 220
      3. 4.2.3. Organisation der Zensur in Lombardo-Venetien 1814–1816: Theoretische Grundlagen 222
      4. 4.2.4. Der Zensurbetrieb bis 1848 226
  6. 5. DIE THEATERZENSUR 239
    1. 5.1. Theaterzensur als aufklärerische Maßnahme unter Maria Theresia und Joseph II. (1770–1790) 239
    2. 5.2. Die Theaterzensur in der Epoche Franz’ II./I. (1792–1835)und Ferdinands I. (1835–1848) 241
      1. 5.2.1. Organisation und Grundsätze der Zensur 241
      2. 5.2.2. Beispiele zensurierter Stücke 247
  7. 6. FALLSTUDIEN 259
    1. 6.1. Periodika 259
      1. 6.1.1. Die Allgemeine Deutsche Bibliothek (1765–1805) 261
      2. 6.1.2. Der (Neue) Teutsche Merkur (1773–1810) 263
      3. 6.1.3. Die Isis (1817–1848) 265
      4. 6.1.4. Die Bibliothek der neuesten Weltkunde (1828–1848) 267
    2. 6.2. Chroniques scandaleuses 269
    3. 6.3. Die Motive ,Teufel‘ und ,Selbstmord‘ in der verbotenen Literatur 281
      1. 6.3.1. Der Teufel 282
      2. 6.3.2. Der Suizid 287
    4. 6.4. Die deutsche Klassik 296
      1. 6.4.1. Gotthold Ephraim Lessing 296
      2. 6.4.2. Jakob Michael Reinhold Lenz 300
      3. 6.4.3. Christoph Martin Wieland 301
      4. 6.4.4. Johann Wolfgang von Goethe 305
      5. 6.4.5. Friedrich Schiller 311
      6. 6.4.6. Heinrich von Kleist 313
      7. 6.4.7. Friedrich Hölderlin 316
      8. 6.4.8. Jean Paul 317
    5. 6.5. Die Romantiker 321
      1. 6.5.1. Novalis 321
      2. 6.5.2. Ludwig Tieck 323
      3. 6.5.3. Clemens und Sophie von Brentano 328
      4. 6.5.4. Achim von Arnim 330
      5. 6.5.5. E. T. A. Hoffmann 334
    6. 6.6. Historische Romane am Beispiel von Walter Scott 336
    7. 6.7. Französische und anglo-amerikanische Romanliteratur der 1840er Jahre 347
      1. 6.7.1. George Sand 348
      2. 6.7.2. Alexandre Dumas 351
      3. 6.7.3. James Fenimore Cooper 353
      4. 6.7.4. Honoré de Balzac 355
      5. 6.7.5. Eugène Sue 357
    8. 6.8. Geschichtsepik 359
      1. 6.8.1. Ugo Foscolo 361
      2. 6.8.2. Johann Georg Schultheiss 362
      3. 6.8.3. Hubert Louis Lorquet 365
      4. 6.8.4. Eduard Habel 369
      5. 6.8.5. Hermann Kunibert Neumann 371
    9. 6.9. Französische Theaterstücke aus dem Zeitraum 1830–1848 374
      1. 6.9.1. Casimir Delavigne 374
      2. 6.9.2. George Sand 378
      3. 6.9.3. Honoré de Balzac 381
      4. 6.9.4. Bayard und Vanderburch 385
      5. 6.9.5. Balisson de Rougemont 387
    10. 6.10. Englische Theaterstücke 389
      1. 6.10.1. Beaumont und Fletcher 392
      2. 6.10.2. Shakespeare, bearbeitet von Johann Friedrich Schink 394
      3. 6.10.3. Henry Fielding 400
      4. 6.10.4. Mary Russell Mitford 403
  8. 7. AUSBLICK 407
  9. ANHANG 411
    1. 1. Zensurprotokolle 411
      1. Protokoll der Studien u Bücherzensurs Hofcom. v. 23. Okt. 1789 411
      2. Protokoll der Studien und Bücher-Censurs Hofkommission v. 7. July 790 412
      3. Auszüge aus Zensurprotokollen des Jahres 1805 412
      4. Auszüge aus Zensurprotokollen des Jahres 1810/11 413
    2. 2. Verordnungen, Zensur-Richtlinien, Berichte 416
      1. Mandat betreffend „Sectischer Bücher-Verbott“, ausgegeben von Erzherzog Ferdinand I. von Österreich am 12.3.1523 416
      2. „Kurze Nachricht von Einrichtung der hiesigen Hofbüchercommission“ vom Februar 1762 418
      3. Pro Memoria des Professoris Sonnenfels Die Einrichtung der Theatral Censur bet[treffend] [Resolution von Joseph II., vom 15. März 1770] 419
      4. Gerard van Swieten: Quelques remarques sur la censure des livres (14. Februar 1772) 421
      5. Zensurverordnung Josephs II., ausgegeben am 1. Juni 1781 427
      6. Hofdekret vom 20., kundgemacht in Mähren den 28., in Innerösterreich den 30. Jäner, in Gallizien den 3. Februar 1790 431
      7. Denkschrift Franz Karl Hägelins, gedacht als Leitfaden für die Theaterzensur in Ungarn (1795) 438
      8. Zensur-Vorschrift vom 12. September 1803. Anleitung für Zensoren nach den bestehenden Verordnungen 462
      9. Instruktion für die Theaterkommissäre in den Vorstädten von Wien, 5. Dezember 1803 470
      10. Vorschrift für die Leitung des Censurwesens und für das Benehmen der Censoren, in Folge a. h. Entschließung vom 14. September 1810 erlaßen 474
  10. ABBILDUNGSVERZEICHNIS 479
  11. BIBLIOGRAPHIE 480
    1. Benützte Archive 480
    2. Bibliographien, Verbotslisten und -kataloge 480
    3. Andere Quellen 481
    4. Literarische Texte 486
    5. Forschungsliteratur 491
  12. REGISTER 510
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