Seite - 25 - in Die Macht auf dem Gipfel - Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
Bild der Seite - 25 -
Text der Seite - 25 -
25Methodik
|
a. In heuristischer Hinsicht erlaubt der Vergleich, Probleme und Fragen zu identifizie-
ren, die man ohne ihn nicht oder nur schwer erkennen oder stellen würde. […] b. in
deskriptiver Hinsicht dient der historische Vergleich vor allem der deutlichen Profilie-
rung der einzelnen Fälle, oft auch eines einzigen, besonders interessanten Falles. […]
c. In analytischer Hinsicht leistet der Vergleich einen unersetzbaren Beitrag zur Erklä-
rung historischer Sachverhalte. Selten bleibt er nämlich bei der schieren Deskription
von Unterschieden stehen. Die Feststellung einer nicht erwarteten Besonderheit durch
Vergleich drängt vielmehr meistens zur Frage nach deren Entstehungs-, Verlaufs- und
Ausprägungsbedingungen. […] d. In paradigmatischer Hinsicht hat der Vergleich oft
verfremdende Wirkung. Im Licht beobachteter Alternativen verliert die eigene Ent-
wicklung die Selbstverständlichkeit, die sie gehabt haben mag.86
Um dem Anspruch an Authentizität zu genügen, hat sich dazu auch ein besonde-
rer Bezug auf primäres Quellenmaterial herausgebildet, welches zum Vergleich
herangezogen wird und so auch die Erhebung von nur wenigen Fallbeispielen
begünstigt, da der Rückgriff auf einen höheren Anteil an Sekundärliteratur
zwingend die Folge von vielen Vergleichsobjekten wäre.87 Eine Vorgehensweise,
wie sie auch in der vorliegenden Arbeit eingesetzt wurde. Selbstverständlich bie-
tet auch diese methodische Vorgehensweise nicht nur positive Aspekte. Jakob
Hort nennt in diesem Zusammenhang etwa die Gefahr von Komparatistik, mit
nationalstaatlichem Rahmen Stereotypen weiter zu forcieren anstatt sie zu de-
konstruieren : »So kommt es zu dem Paradox, dass nationale Vergleichseinhei-
ten konstruiert werden, um die Konstruktion des Nationalen zu untersuchen.«88
Ferner erfordere die genaue Festlegung von Vergleichseinheiten die Tilgung von
verbindenden Aspekten. Die Umgestaltung individueller Parameter verändere
zwingend auch immer das Gesamtergebnis und aus arbeitspraktischen Vorge-
hensweisen ergebe sich auch stets eine gewisse Asymmetrie bei internationaler
Komparatistik, sei es aufgrund des sprachlichen Quellenzugangs oder der Rei-
henfolge der Bearbeitung des Quellenkorpus.89 Die folgende Arbeit wird im
Bewusstsein dieser Fallstricke ausgeführt.
86 Ebd., S. 12–14.
87 Ebd., S. 23 f.
88 Hort, Jakob, »Vergleichen, Verflechten, Verwirren. Vom Nutzen und Nachteil der Methodendis-
kussion in der wissenschaftlichen Praxis : ein Erfahrungsbericht«, S. 326.
89 Hort verweist dabei insbesondere auch auf die Gefahr, dass der zuerst ausgeführte Vergleich un-
weigerlich zum tertium comparationis werde. Ebd., S. 326 f.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289