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britische Monarchie |
Victorias, sich die Politik auch nach der Heirat mit Albert als ihr Terrain zu
erhalten, änderte sich dies während der überaus glücklichen Ehe relativ zügig.
Im Gegensatz zu Victoria war Albert der Meinung, die Monarchie müsse sich
neutral gegenüber den politischen Zwistigkeiten der beiden Regierungsparteien
verhalten. Dies bedeutete, die zahlreichen Problemstellungen und Gegenstände
politischer Diskussion aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und zu
analysieren und so als quasi supraparteiliche Stimme dem Wohl der Nation zu
dienen. Albert übernahm so schließlich die exekutive Rolle, deren Grundlage
Victoria durch offizielle Papiere und Korrespondenzen mit ihren Ministern schuf.
Das häusliche Leben Victorias und Alberts mit wachsender Kinderschar übte
eine große Anziehung auf die Mittelklasse aus. Victoria stand entgegen der da-
maligen Geschlechtervorstellungen als Königin formell über dem schließlich
immerhin als Prince Consort betitelten Albert und unterwanderte so qua Amt
die prärogative Stellung des Mannes, was sie selbst zuweilen beklagte. Das um-
gekehrte Rollenverhältnis Victorias und Alberts weitete sich allerdings nicht auf
das Privatleben aus. Albert übernahm als Paterfamilias etwa die Entscheidungen
über die Erziehung und Ausbildung der Kinder und den Aufbau des königli-
chen Haushalts. Einen bedeutenden Einbruch in der Popularität der Königin
bedeutete ihr Rückzug aus dem öffentlichen Leben nach dem Tode ihres Ehe-
mannes 1861, auf den sie sich in privater wie politischer Hinsicht den Großteil
ihres Lebens als Königin gestützt hatte. Nach langer Trauer zeigte sich Victoria
schließlich doch wieder vermehrt in der Öffentlichkeit und ging ihren politi-
schen Geschäften nach. 1876 wurde der Titel der Monarchin um den Zusatz der
Kaiserin von Indien erweitert. Dies sollte die indische Bevölkerung stärker an die
Krone binden.11 1887, als Victorias goldenes Thronjubiläum öffentlich begangen
wurde, stellte sie für einen Großteil ihrer Bevölkerung die einzige Monarchin
dar, welche jene je erlebt hatten. Das Aufkommen und die Verbreitung von Zei-
tungen und Fotografien trug das Seine dazu bei, das öffentliche Interesse ihrer
Untertanen und Untertaninnen zu wecken und durch regelmäßige Berichte aus
dem königlichen Leben zu bedienen. Ihr diamantenes Thronjubiläum feierte die
Königin 1897, womit sie die Regierungszeit aller vor ihr gewesenen Monarchen
überschritten hatte. Dies führte ihre Herrschaft zu einem erneuten Höhepunkt
der Verehrung, mit bedingt durch das industrielle Wachstum und die imperi-
ale Expansionspolitik. Die Feierlichkeiten wurden wiederum öffentlich und mit
großem Andrang und nie zuvor dagewesenem Prunk begangen. Als sie 1901
11 Matthew, Henry Colin Gray ; Reynolds, K. D., »Victoria (1819–1901)«, o. S.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289