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70 | British Royalty – das britische Königshaus
einer Einkaufstour weiter. Anschließend hielt sie sich einen Monat lang in der
Nähe des ottomanischen Hofes am Bosporus auf, von wo sie entlang der östlichen
Küste des Mittelmeeres weitersegelte.61 Nach der Ankunft Anfang Juli in St. Jean
d’Acre folgte der Höhepunkt ihrer levantinischen Reise : »I travelled on horseback
through Palestine to Jerusalem, Nazareth, Bethlehem, Canaan – by the Dead Sea,
and the rivers of Jordan and Jericho
– and I returned by Jaffa.«62 In Jerusalem selbst
war Caroline auf dem Rücken eines Esels eingeritten und gründete dort auch einen
Orden in ihrem Namen. Während dieser Reise behauptete die Prinzessin immer
wieder, die erste europäische Frau oder Adelige ihres Ranges zu sein, welche die
östlichen Stätten erblicke. Flora Fraser bemerkte dazu ironisch, dass, wenn schon
der Wahrheitsgehalt dieser Aussagen anzuzweifeln sei, so »[f]ailing anything else,
she was undoubtedly the first Princess of Wales to make this long voyage to Jerusa-
lem«.63 Nach zehn Monaten kehrte Caroline Mitte September nach Como zurück.
Ihren bis dahin vorwiegend englisch-italienischen Hofstaat hatte sie nun um türki-
sche, arabische und nordafrikanische Mitglieder ergänzt.
Anschließend unternahm sie einen zweiten, wiederum durch Zeugenaussagen
belegten, Ausflug auf den St.
Gotthard, wobei Caroline und Gefolgschaft erneut
in Lugano pausierten.64
Im Februar 1817 zog es Caroline, unter anderem aufgrund wiederauflebender
Gerüchte über ihr unsittliches Verhalten sowie ungeduldig werdender Kredito-
ren in Como und Mailand, zurück in deutschsprachige Gegenden. Sie besuchte
zunächst die Region Tirol, hielt sich dann einige Tage in München auf und traf
schließlich in Karlsruhe ein, wo sie einen Cousin darum bat, ihr die angebli-
chen Schulden ihres inzwischen verstorbenen Bruders Herzog von Brunswick
abzukaufen. Nachdem dieser eingewilligt hatte und Caroline so wieder zu Geld
gekommen war, wandte sie sich nach Wien, wo sie hoffte, ihrem Status entspre-
chend von Kaiser Franz empfangen zu werden. Kaiser Franz allerdings lehnte
dies ab, mit der Begründung, dass er sich in Trauer um seine verstorbene Ehefrau
befinde. Flora Fraser deutete diese Ablehnung folgendermaßen : »Purposeless as
the Princess’s wanderings had become, this one was humiliating.«65 Dieser Um-
stand wurde auch in England wahrgenommen und durch die Veröffentlichung
einer Karikatur spöttisch kommentiert.66
61 Ebd., S. 280–286.
62 Aspinall, Arthur (Hg.), The Letters of King George IV : 1812–1830, S. 350.
63 Fraser, Flora, The Unruly Queen, S.
287.
64 TNA, TS 11/112, Theodoro Majocchi.
65 Fraser, Flora, The Unruly Queen, S.
291.
66 Ebd., S. 287–292.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289