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73Königliche
Reisen |
stand der Großteil der Bevölkerung hinter Caroline, welche sich
– ob berechtigt
oder nicht – erfolgreich als Opfer höfischer Intrigen zu inszenieren vermochte.
Dabei spielten auch die Ambitionen politischer Gegner des Königs, wie den
Whigs, eine große Rolle. John M. Golby und Bill Purdue drückten diesen Sach-
verhalt in Relation zu der restlichen Bevölkerung wie folgt aus :
Whigs and radicals may have taken up Caroline’s cause for their own particular and
diverse ends, and leading radicals may have been simply trying to use Caroline in an at-
tempt to discredit the monarchy, but the mass of Caroline’s supporters were, at least for
the time being, for the Queen, thereby expressing a somewhat unorthodox monarchism.
To the Whigs and radicals she was a political pawn, but to the crowds who cheered her
she was a temporary heroine.80
In mehreren Zeitungen war zu lesen, dass »her Majesty is resolved, that if she
must fall, it shall not be silently nor ingloriously«81. Leider lassen die Zeitungsar-
tikel keine Rückschlüsse darauf zu, wie und ob die Bevölkerung von den Reisen
der Königin in die Alpen Notiz genommen hatte. Die Schlagzeilen und Leit-
artikel der Medien waren nach ihrer Rückkehr zwar gefüllt mit Berichten, die
sich aber hauptsächlich mit den Gerichtsverhandlungen beschäftigten und die
Reisetätigkeiten der Königin wie in den Jahren zuvor größtenteils außer Acht
ließen, wenngleich die europäische Gerüchteküche spätestens seit ihrem ersten
Aufenthalt in Genf gebrodelt hatte. Einzig der Reisebericht des anonymen Höf-
lings positioniert sich klar hinsichtlich der Reiselust der damaligen Prinzessin
Caroline und endet mit den Worten : »And with a perfect conviction of its pro-
priety, I say (with reference to Her Majesty’s travels) to every English woman
possessed of equal means, ›go thou and do likewise‹.«82 Man kann sich vor-
stellen, dass die durch diesen Appell anvisierten ähnlich wohlhabenden Frauen
nur einen sehr kleinen Anteil an der Bevölkerung ausgemacht haben mochten.
George
IV. scheiterte schließlich beim Versuch, sich von seiner Ehefrau schei-
den zu lassen. Trotzdem verwehrte er Caroline den Zutritt zu der Krönungsze-
remonie. Die Königin lenkte nun ein und akzeptierte die 50.000 Pfund und die
daran geknüpfte Bedingung, sich ins Ausland zurückzuziehen. Zwei Wochen
nach der Krönung verstarb sie jedoch relativ plötzlich am 7. August 1821. Ihre
80 Golby, John M.; Purdue, Bill (A.
W.), The Monarchy and the British People, 1760 to the Present, S.
33.
81 TNA, TS 11/117, The Star, August 14, 1820.
82 By one of her majesty’s suite, Voyages and Travels of her Majesty, Caroline Queen of Great Britain,
S. 754.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289