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101Königliche
Reisen |
anschließend zum Rhone-Gletscher, wobei die letzte halbe Meile von der Köni-
gin wiederum mit Alpenstock bestückt zu Fuß zurückgelegt wurde. Dieses Mal
zeigte sich Victoria schon weniger beeindruckt von den Eismassen : »With the
help of Brown & Hoffmann I walked a little way on it & back. It cracked a little,
but the thickness of the ice is quite enormous. It looks brown & rather dirty.«205
Bislang hatte Victoria die Teatime nie versäumt, wenn auch gelegentlich eine
flexiblere Handhabung der dazu vorgesehenen Uhrzeit zulassen müssen. Wäh-
rend dieser Gletschertour wollte sie sich ebenfalls nicht davon abbringen lassen,
eine entsprechende Pause einzulegen. Daher wurde von Hofmann in der Nähe
ein Feuer entzündet, worauf behelfsmäßig in einer Auflaufform – Teekessel wa-
ren in der Gegend unbekannt – Tee gekocht und der auf dem Gras sitzenden
Königin serviert wurde. Am Abend begab sich die Gesellschaft auf den Rück-
weg, begleitet vom Mondlicht über dem Gletscher und Hofmanns Jodeln.206
Die königliche Gesellschaft übernachtete zum dritten und letzten Mal auf dem
Furkapass. Victorias Gesundheitszustand hatte sich nach den Tagen der Hitze
und anschließendem Regen sichtlich gebessert : »Slept extremely well & did not
suffer from the cold, though there had been snow in the night. Never had a better
appetite, the air reminded me so much of that in our dear Highlands.«207 Bislang
konnten die schweizerischen Alpen dem Vergleich mit den ihr vertrauten High-
lands standhalten. Nun verließ die Königin das Furka-Hotel endgültig, wobei sie
sichtlich zufrieden das abschließende Urteile fällte, dass sie da
(in spite of the want of comfort) we had spent a most interesting time, & I shall ever
look back with pleasure & thankfulness, to have been able to see all these wonderful
works of nature. Everyone, high & low, were so amiable, cheerful & helpful & we lived
so completely together like a family, that the recollection of it will be most pleasant.208
Auch in der Illustrated London News findet sich der Verweis : »The Queen’s tours
are entirely void of state etiquette.«209
Per Kutsche erfolgte die Rückreise über die Teufelsbrücke210, Göschenen,
Amsteg, Altdorf und Flüelen und mit dem Dampfer zurück nach Luzern, wo
205 RA VIC/MAIN/QVJ (W) 24 August 1868 (Princess Beatrice’s copies).
206 Ebd.
207 RA VIC/MAIN/QVJ (W) 25 August 1868 (Princess Beatrice’s copies).
208 Ebd.
209 o. A., »The Court«, 29 August 1868, S. 194.
210 Dort trafen sie auf »a whole party of Pifferari, in their most picturesque though dirty dress, who
were returning to their nation place Caserta. They began to play their bagpipes. (3 men, with
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289