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125Königliche
Reisen |
einem Kropf. Da dieser auch mit einer Unterentwicklung des Gehirns einherge-
hen konnte, verbreitete sich durch Alpenreisende das Bild der dortigen Bevölke-
rung als sogenannte »crétins des Alpes«.332 Einzig eine Kompanie von dort stati-
onierten sardischen Schützen vermochten den Prinzen visuell zu beeindrucken :
»[T]hey are very picturesque, they are short & active men, well disciplined.«333
Nach einem Morgen voller Sightseeing verließen Albert Edward und seine Ge-
sellschaft das Aostatal Richtung Schweiz.
Die Times handelte die bisherige Reisetätigkeit des Prinzen in einem kur-
zen Artikel Ende September wie folgt ab : »The Prince of Wales and his suite,
eight persons in all, have been running through Chamonix and the principal
resorts.«334 Albert Edward folgte gemäß diesem Artikel vorgetrampelten Pfaden
in bereits etablierte und als sehenswürdig befundene Orte.
Schweizer Tourist und englischer Gentleman
Wieder in der Schweiz angelangt, erfolgte die Übernachtung in dem Hospiz
auf dem Grossen Sankt Bernhard. Am nächsten Tag führten die Mönche den
Prinzen durch ihren Konvent335 und Albert Edward bewunderte die nach dem
Pass benannten Hunde.336 Der Prinz schenkte dem Hospiz später auch ein Pi-
332 Als, Claudine, »Kretinismus«, o.
S.
333 RA VIC/EVIID/1857 : September 12th.
334 o. A., »The Prince of Wales«, 23 September 1857, S. 5.
335 Seinen Eltern klagte Albert Edward in einem Brief : »[W]e looked into the Morgue which I
thought was very nasty as the dead bodies were bolt upright, & stared in your face«. RA VIC/
MAIN/Z/461/56, Letter from Albert Edward to Victoria and Albert, Geneva, 16 September
1857. Das Beinhaus des Hospizes wurde 1950 zugemauert. Zuvor stellte es eine beliebte Tou-
ristenattraktion dar. Reisende, welche auf dem Berg durch Lawinen oder die Kälte umkamen,
wurden dort bestattet oder verwahrt, bis etwaige Verwandte sie abholten. Die Leichen wurden
durch die niedrigen Temperaturen und die trockene Luft mumifiziert und aus Platzgründen an
Brettern angeschnürt und senkrecht aufgestellt. Wyler, Théo, Als die Echos noch gepachtet wurden :
aus den Anfängen des Tourismus in der Schweiz, S. 49.
336 Der Prinz zeigte sich derart begeistert, dass er einen Welpen kaufte – »damage £ 8« – allerdings
»when it was brought down to the Cantine, to my very great sorrow, it died, the man who car-
ried it pretended it was of grief, it was one of the most beautiful dogs I ever saw«. RA VIC/
EVIID/1857 : September 14th. Auch die Times beschäftigte sich mit dem Tod des Welpen und
zeichnete dabei ein wenig schmeichelhaftes Bild des vermeintlichen Verursachers : »But the Va-
laisans are rude and stupid. They filled the little beast with milk, and then gave him to a peasant
to carry. The man flung him round his neck as he would carry a young pig or lamb, and the
consequence was that the cub suffocated.« Glücklicherweise träfen die Mönche jedoch Vorbe-
reitungen, um dem Prinzen doch noch zu einigen Welpen zu verhelfen : »After all, the race is
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289