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172 | Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus
Umberto I. auf alpiner Jagd
Nach dem Tod von Vittorio Emanuele II. oblag es den alpinen Gemeinden zu
entscheiden, ob die Jagdverträge auf dessen Sohn und Nachfolger Umberto I.
übertragen und verlängert werden sollten.120 Umberto, der seinen Vater seit seiner
Kindheit manches Mal in die Berge begleitet hatte und mit derselben Leiden-
schaft für die Jagd ausgestattet war, bat die Gemeinden dann auch um eben dies.
Während die Verträge aufgesetzt und die Rechte abgeklärt wurden, zirkulierte
ein Rundbrief in den königlichen Jagdgebieten : Die Bevölkerung wurde gewarnt,
dass in der Zwischenzeit keine privaten Jagden in diesen Reservaten geduldet
würden und bei Zuwiderhandlung die betreffenden Gemeinden ausgeschlos-
sen würden. Der Brief endete mit den Worten, dass jedoch davon ausgegangen
werden könne, dass die Jagdkommandanten es sicherlich nicht gestatten würden,
»dass ihre Verwaltungen dem König Umberto I. zu einer Zeit eine Schmach zu-
fügten, in welcher ganz Italien ihm Huldigungen in Form von Ergebenheit und
Zuneigung zollt«.121 Amé Gorret, der Alpinist und Memoirenverfasser des Va-
ters von Umberto I., trug dann auch dazu bei, die Gemeinden von Valsavarenche,
Champorcher und Cogne an die Ehre und vielfältigen Vorteile der königlichen
Aufmerksamkeiten zu erinnern.122 Die Gemeinde Noasca etwa bat den König in
einem Brief dann auch explizit darum, in ihrem Gebiet jagen zu gehen :
Die Steinböcke und Gemsen, die in den dem König Umberto vorbehaltenen Jagdgebie-
ten weiden, sind überaus zahlreich. Besonders die Steinböcke sind von solcher Größe,
dass man in den anderen Jagddistrikten keine vergleichbaren findet. […] Die Vertreter
wagen sich, dem König Umberto die bescheidenste Einladung zu übermitteln, ob er sich
nicht in diesem Gebiet zur Jagd einfinden möchte. Sie geloben Aufrichtigkeit und Treue,
damit die Gesundheit und die Staatsgeschäfte Ihrer Majestät diesen Bewohnern erlau-
ben, ihren geliebten König erneut auf ihrem Gemeindegebiet zu sehen und die Berge von
den Rufen ›Hoch lebe Umberto
I., hoch lebe das Haus Savoyen« widerhallen zu lassen.123
120 Passerin d’Entrèves, Pietro, »Königliche Jagden im Gran Paradiso«, S.
35.
121 »se suoi amministrati rechi uno sfregio al Re Umberto I nel momento appendo in cui tutta Italia
gli tributa omaggi di devozione ed affetto«. AST, Casa di Sua Maestà, Amministrazione della
Real Casa in Piemonte, Torino, Direzione delle Regie Cacce e dei Distretti di Caccia, Decreti e
regolamenti, 7091, Lettere del Direttore il Capitano Casabassa al Comandante il Distretto delle
Regie Caccia Valdieri, Torino, 16 Gennaio 1878.
122 ACS Roma, Real Casa, Ufficio del Gran Cacciatore, Affari Generali, Anni 1888–1890, b. 3,
Lettre de l’Abbi Gorret Amé à un Comte, Saint-Jacques-des-Allemands, 16
Mars, 1890.
123 »Gli stambecchi ed i camosci che pascolano nel distretto di caccia riservato alla M. U. in questo
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289