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207Königliche
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geordert wurden ebenso wie ein Meter blauer und je ein halber Meter roter und
weißer Stoff, um für das Zelt der Königin Fähnlein anzufertigen.257
Am darauffolgenden Tag bestiegen sie den Grenzgletscher, wobei der Baron,
welcher am selben Seil wie Margherita befestigt war, vor ihre Füße fiel. Die Kö-
nigin wähnte ihn ohnmächtig und beschloss, eine Ruhepause einzulegen und
Hilfe holen zu lassen. Als jedoch die Rettungskräfte ankamen, war der Baron
bereits verstorben. Er war im Vorfeld von seinen Ärzten wegen seiner Herzleiden
vor einem solchen Aufstieg gewarnt worden, ließ sich aber nicht davon abhalten,
die Königin auch dieses Mal zu begleiten. Margherita, welche gebeten worden
war, sich etwas abseits zu halten, wurde jedoch noch nicht über den Tod ihres
Freundes informiert, sondern ließ sich widerwillig überzeugen, ihre Wanderung
fortzusetzen.258 Schließlich kam sie im Riffel-Hôtel an, wohin auf einer Bahre
der Leichnam des Barons transportiert wurde und die Königin, nachdem sie nun
schließlich doch von seinem Dahinscheiden erfahren hatte, auf die Ankunft des
Bruders des Verstorbenen wartete.259 Gegenüber der Comtesse della Rocca schil-
dert sie zwei Wochen nach dem Tod des Barons in einem Brief die Geschehnisse :
Die Art und Weise, wie das Unglück passiert ist, ist tragisch an sich, sowohl wegen der
Plötzlichkeit der Katastrophe, völlig unerwartet, denn wir sind von der Heiterkeit zum
Tod übergegangen, als auch wegen des Ortes, wo es passiert ist, inmitten eines enor-
men Gletschers, fast schon schrecklich in seiner Größe ! Baron Peccoz ist im wahrsten
Sinne des Wortes zu meinen Füßen gefallen, denn er verließ mich nie während dieser
Unternehmungen und ich war am selben Seil befestigt, und im ersten Moment dachte
ich, er sei ausgeglitten, und ich habe mich beeilt, ihm zu helfen, als durch die Kälte des
Körpers, der mit kleinstem Widerstand auf eine Gletscherspalte zu rutschte, ich be-
griffen habe, dass es sich um etwas Schlimmeres handelt, und als die Führer ihn hoch-
hoben, haben wir die furchtbare Intuition gehabt, dass alles vorbei wäre ; dennoch will
man wider aller Hoffnung in dem Fall hoffen ! Was auch schrecklich gewesen ist, ist,
dass die widrigen Umstände und die Stelle uns dazu zwangen, zu gehen und ins Hotel
Riffelalp voller lärmender Fremder hinunterzusteigen ! Ich erinnere mich bei diesem
Riffelalp nur an die grässlichen Meckerer ! Ich werde bis Ende der Woche hierbleiben,
denn wenigstens bin ich ruhig und inmitten dieser schönen und großartigen Natur
verliert man alle Banalitäten der offiziellen Welt !260
257 AST, Casa di Sua Maestà, Amministrazione della Real Casa di Torino, 7755.
258 Bracalini, Romano, La Regina Margherita, S.
180.
259 Casalegno, Carlo, La regina Margherita, S. 139.
260 »La manière puis dont le malheur est arrivé è quelque chose de si tragique en soi, tout pour la
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289