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219Königliche
Reisen |
sonderlich begeistert von der Idee einer Heirat. Francesco Crispi, der mehrmals
als Ministerpräsident gedient hatte, schlug dann mit Elena eine balkanische
Prinzessin vor, um der Cousinenheirat im italienischen Königshaus Einhalt zu
gebieten und für »frisches Blut« zu sorgen.310
Ende April 1895 reiste Elena mit ihren Eltern, den Regenten von Montene-
gro, nach Venedig, um dem italienischen Königspaar einen Höflichkeitsbesuch
abzustatten und die erste Esposizione internazionale d’arte moderna zu besichti-
gen.311 Zu dieser Gelegenheit trafen Elena und Vittorio Emanuele das erste Mal
aufeinander. Ein Jahr später sahen sie sich in Petersburg anlässlich der Krönung
des Zaren Nikolaus II. wieder. Vittorio Emanuele vertrat bei diesem Anlass sei-
nen königlichen Vater. Elena, welche dort als Kind und Jugendliche
– ab 1882 im
Alter von neun Jahren bis 1889 – studiert312 hatte, war die Stadt wohlbekannt.313
Sie kehrte erst 1890 wieder nach Montenegro zurück, welches sie seit dem Be-
ginn ihrer Ausbildung nicht mehr gesehen hatte.
Die Bekanntschaft zwischen dem italienischen Prinzen und der montene-
grinischen Prinzessin nahm ihren Lauf : Noch im selben Jahr, 1896, brach Vit-
torio Emanuele im August von Neapel aus auf und kam nach einer viertägigen
Seefahrt in Antivari in Montenegro an, wo er von Elenas Bruder Prinz Danilo
empfangen wurde. Von dort aus begaben sie sich gemeinsam per Dampfer und
Kutsche bis nach Cetinje, wo sich die Bevölkerung versammelt hatte, um den
italienischen Prinzen zu begrüßen. Während fünfzehn Tagen verweilte Vittorio
Emanuele in Montenegro und unternahm währenddessen Bootsfahrten, Jagd-
ausflüge und Exkursionen in die Berge und die verschiedenen Städte, fertigte mit
seiner Kamera Fotografien an und nahm an etlichen Festivitäten und Banketten
teil, welche ihm zu Ehren abgehalten wurden. Im Palast des Kronprinzen Danilo
traf er auch wieder auf die Prinzessin Elena und hielt nun offiziell um ihre Hand
an.314
Die Hochzeit fand schließlich am 24. Oktober 1896 statt. Zu diesem Zweck
war die dem griechisch-orthodoxen Glauben angehörige Elena in der Kathedrale
von Bari zum katholischen Glauben konvertiert. In Bari wurde sie von Vittorio
310 Mack Smith, Denis, Italy and its Monarchy, S. 149.
311 Siccardi, Cristina, Elena, la Regina mai dimenticata, S. 33.
312 In einem in St. Petersburg gelegenen Kloster befand sich das Smolny Institut, eine Bildungsan-
stalt für Mädchen der Aristokratie, in dem sie auf ihr späteres Leben gemäß ihrer gesellschaftli-
chen Stellung vorbereitet werden sollten.
313 Argenteri, Letizia, Il Re borghese, S. 50.
314 Siccardi, Cristina, Elena, la Regina mai dimenticata, S. 43 f.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289