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234 | Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus
1906 berichtete eine Lokalzeitung in der alpinen Valle Gesso über den König,
der offensichtlich nicht nur mit Jagen beschäftigt war :
Der König, fern von der Etikette und Katzbuckeleien des Hofes, inmitten schlichter,
loyaler Leute, deren Charakter er kennt, lebt das Leben eines bescheidenen Jägers,
atmet die Luft, die sein Volk atmet ; trachtet danach, das Leid aufzudecken, das die
Untertanen befällt, und sucht Ursachen und Heilmittel.376
Vittorio Emanuele III. interessierte sich wie seine Vorgänger für die Nöte der
Lokalbevölkerung und deren Linderung. Auch die Königin blieb, mit Verweis
auf ihre ursprüngliche Heimat in den Bergen Montenegros, nicht unerwähnt :
Unsere schöne Königin bewundert die herrlichen Alpen, die mit ihren funkelnden
Gipfeln, ihren rauen Hängen, tief liegenden Tälern, klaren Bächen, die sie an ihren
heimischen Park der zwanzig Berge und der zwanzig Täler erinnern ; sie mag unsere
armen Bergdörfler, denn sie erinnern sie an Cettigne [damalige Hauptstadt des mon-
tenegrischen Königreichs], an deren Hänge kleine Häuser wie flinke Zicklein kühn hi-
naufklettern : Sie fühlt sich wohl unter den starken Bergbewohnern von Valdieri, deren
patriarchales Leben ihr die Illusion gibt, wieder unter ihrem Landsleuten zu leben.377
Diese Liebe zu der armen Bevölkerung Valdieris habe die Königin bei ihren
Aufenthalten auch schon mehrmals unter Beweis gestellt, indem sie, teilweise
gemeinsam mit ihrem Leibarzt, kranke Menschen aufgesucht und ihnen sowohl
materiell wie auch moralisch unter die Arme gegriffen habe.378 Dieses wohltä-
tige Element royaler Fürsorge fand auch in anderen Zeitungsartikeln Erwäh-
nung.379 Im selben Jahr ließ die Königin eine Dunkelkammer im Palazzina von
376 »Il Re, lungi dalle etichette e dai salamelecchi di Corte, in mezzo ad una gente schietta leale, di
cui sa comprendere il carattere, vive la vita del modesto cacciatore, respirando l’aria che respira il
suo popolo ; cercando di scoprire i mali che affliggono i sudditi, e ricercandone cause e rimedi.«
o.
A., »I
Reali in Val Gesso«, S. 3.
377 »La nostra bella Regina poi adora le Alpi superbe, che colle punte scintillanti, coi fianchi scabrosi,
colle valli incassate, coi limpidi ruscelli le ricordano il parco nativa dai venti monti e dallo venti
vallate ; ama i nostri poveri villaggi di montagna, perchè le rammontano Cettigne dalle piccole
case audacemente inerpicato sul pendio come agili caprette : si trova bono fra i forti montanari di
Valdieri, lo di cui vita patriacale [sic] le da l’illusione di vivere ancora tra i suoi compatriotti.« Ebd.,
S.
3.
378 Ebd., S. 3.
379 Ein weiteres Beispiel handelt von einem Bewohner von Valdieri und mehrfachen Vater, der nach
einem Unfall seinen Verletzungen erlag. Die Königin hatte ihm ihren Leibarzt zur Verfügung
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC
Die Macht auf dem Gipfel
Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Titel
- Die Macht auf dem Gipfel
- Untertitel
- Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
- Autor
- Eva Bachmann
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21122-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 294
- Schlagwörter
- Alpen, Tourismus, Berge, Alpinismus, Reisen
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute Bergbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 7
- 2. Wie die Touristinnen und Touristen zum Berg kamen : Alpine Reisende 26
- 3. British Royalty – das britische Königshaus 51
- 4. Casa Reale d’Italia – das italienische Königshaus 140
- 5. Vergleich 243
- 6. Fazit 258
- 7. Quellen- und Literaturverzeichnis 266
- 8. Abbildungsverzeichnis 285
- 9. Dank 288
- 10. Register 289