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Humanistisches Gedankengut im Ostalpenraum | 77
und das Netzwerk direkter und indirekter Kontakte folglich sehr dicht war.293 Durch
das gemeinsame Interesse für die Antike standen die handelnden Personen einander
recht nahe oder waren sogar miteinander eng befreundet.
3.3 Große Humanisten – kleine(re) epigraphische Spuren
Ein Blick auf die Sodalitas litteraria Danubiana, die von Konrad Celtis 1497 in Wien
gegründet worden war, erbringt für die frühe Geschichte der Epigraphik vorder-
gründig wenig Neues. Der Tätigkeitsschwerpunkt der sodales lag – dem Namen der
Vereinigung entsprechend – vor allem im Bereich der Literatur, wie fast unzählige
Texteditionen, Widmungsgedichte und Ähnliches bezeugen.294 Es ist festzustellen,
dass sich ein zweifellos vorhandenes Interesse für antike Überreste nicht zwangs-
läufig in (erhaltenen) eigenhändigen Inschriftenkopien oder gar umfangreichen
Sammlungen geäußert hat.
Dies scheint weitestgehend auch für Konrad Celtis selbst zu gelten. Mit dem gebür-
tigen Franken wurde einer der bedeutendsten Humanisten nach vielen Jahren der
Wanderschaft im Herbst 1497 in Wien sesshaft und die humanistische Geistes-
strömung konnte durch seine historischen und landeskundlichen Vorlesungen auch
an der Universität nachhaltig Eingang finden.295
293 Besonders die in Briefen häufig vorkommende Gepflogenheit, sich nach einem gemeinsamen Be-
kannten zu erkundigen oder ihn schlicht grüßen zu lassen, ist als Hinweis darauf zu werten.
294 Die Literatur zur Sodalitas litteraria Danubiana ist leider fast durchwegs älteren Datums. Grund-
legend sind immer noch die Ausführungen von Saliger, Donaugesellschaft (1876), besonders aber
von Aschbach, Wiener Universität II 73–77; 421–438 (1877), und Bauch, Humanismus in Wien 74–87
(1903, Ndr. 1989). Siehe auch Großmann, Frühzeit des Humanismus (1929) 313, und Ankwicz-
Kleehoven, Cuspinian (1959) 19 und 90–92; ferner die entsprechenden Abschnitte in den unge-
druckten Dissertationen von Hermine Telatko, Der Humanismus an der Wiener Universität unter
Konrad Celtis, Wien 1937, 116–121, und Kurt Leopold Preiss, Konrad Celtis und der italienische Huma-
nismus, Wien 1951, 308–311. Der bisher jüngste ausführlichere Beitrag stammt von Moritz Czáky,
Die „Sodalitas litteraria Danubiana“. Historische Realität oder poetische Fiktion des Conrad Celtis, in:
Herbert Zeman, Die österreichische Literatur. Ihr Profil von den Anfängen im Mittelalter bis ins 18. Jahr-
hundert (1050–1750) II (Jahrbuch für österreichische Kulturgeschichte 15) Graz 1986, 739–758. Vgl.
auch Kurt Mühlberger, Zwischen Reform und Tradition. Die Universität Wien in der Zeit des Renais-
sance-Humanismus und der Reformation, in: Walter Leitsch, Stanisław Trawkowski (Hrsg.), Polen und
Österreich im 16. Jahrhundert (Wiener Archiv für Geschichte des Slawentums und Osteuropas 17),
Wien 1997, bes. 122.
295 Vgl. dazu die beiden in der vorherigen Anmerkung genannten Arbeiten von Telatko und Preiss.
Da der gerne als „Erzhumanist“ bezeichnete Deutsche zu einem Gegenstand häufiger Forschun-
gen geworden ist, soll exemplarisch zunächst auf zwei grundlegende Artikel des Celtis-Forschers
Dieter Wuttke hingewiesen werden in: Lexikon des Mittelalters (CD-ROM-Ausgabe, Verlag
J. B. Metzler 2000), s. v. Celtis, Conradus, bzw. Wilhelm Kühlmann (Hrsg.), Killy Literaturlexikon.
Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraume II, s. v. Celtis, Conradus, Berlin/New York
22008), 395b–402a (beide Arbeiten inkl. Verzeichnis der Edtionen von Celtis’ Werken und
weiterführenden Literaturangaben). Siehe auch Jörg Robert, Celtis (Bickel, Pickel), Konrad (Conradus
Celtis Protucius), in: Verfasserlexikon-Humanismus I 2, 375–427. Eine auf acht Bände angelegte,
deutsch-lateinische Ausgabe von Celtis’ Opera omnia durch Dieter Wuttke ist in Planung. Schließ-
lich sei noch hingewiesen auf die nützliche Bibliographie von Joachim Gruber, Conradus Celtis Pro-
tucius. Systematisches Literaturverzeichnis. Online im Internet (URL):
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548