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Konrad Peutinger | 247
8.3.1 Beobachtungen zu Peutingers Arbeitsweise
Um Anhaltspunkte zur Beurteilung der Vorgangsweise und Zuverlässigkeit
Peutingers bei der Überlieferung der „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ zu gewinnen,
ist es zielführend, seine Arbeitsform in Grundzügen vor allem anhand des von
Augustinus Tyfernus übernommenen Materials zu beleuchten.1078 Als Basis für einen
Vergleich mit Peutingers Codex können die beiden (großteils erhaltenen) Abschriften
von Tyfernus’ Originalsammlung herangezogen werden.1079 In diesem Zusammen-
hang ist der Frage nachzugehen, ob eine davon Peutinger als unmittelbare Quelle
gedient haben kann.
Allgemeines
Peutingers Handschrift Cod. H 24 weist insgesamt und damit auch in den ver-
gleichsrelevanten Abschnitten überwiegend zwei Spalten auf einer Seite auf. Die
Inschrifttexte selbst sind analog den Ortsangaben in Minuskeln gehalten, ihre
Zeilentrennung wird zugunsten des Schriftspiegels vernachlässigt. Auch die von
Augustinus Tyfernus mitunter abgezeichneten Reliefs erwähnt Peutinger nicht.1080
Seinem sonstigen Usus gemäß übernimmt er aber (meist) sehr wohl die in seiner
Vorlage enthaltenen Ligaturen und bisweilen auch die schmückenden hederae.
Reihenfolge der Inschriften
Während bei einigen Abschnitten, die eindeutige Parallelen in ihrer inhaltlichen
Abfolge aufweisen, eine kursorische Erwähnung genügen kann1081, muss auf
fol. 85va,2–87ra,5 bei Peutinger genauer eingegangen werden. Auf den engen Zusam-
menhang dieser Sequenz von 40 norischen und oberpannonischen Inschriften mit
den Tyfernus-Abschriften (CVP 3528, fol. 63v,2–73r,1 = CVP 3540, fol. 14r,1–15r,2) hat
bereits Theodor Mommsen hingewiesen.1082 Die Reihenfolge in diesem langen Ab-
schnitt ist völlig ident, wenn man von einigen fehlenden Denkmälern bei
Peutinger1083 absieht. Wie genau sich dieser an die Reihenfolge seiner Quelle hielt,
zeigt die unpassende Einbettung von drei norischen Inschriften unter Steindenk-
werten, da es nur bedeutet, dass Peutinger diese Inschriften früher als jene aus der Augustinus-
Tyfernus-Sammlung abgeschrieben hat.
1078 Vgl. auch Kap. 4.3.
1079 CVP 3492+3540 sowie CVP 3528. Siehe dazu ausführlich Kap. 4.2.
1080 Vgl. z. B. CVP 3528, fol. 25v,2–26r,1 = CVP 3540, fol. 9r,2–9v,1 mit 2° Cod. H, fol. 77vb,2–3.
1081 Hier sind v. a. zu nennen SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 82v–84r im Vergleich mit CVP 3540, fol. 12v
und CVP 3492, fol. 27r–29r = CVP 3528 fol. 28v–31r sowie SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 67v–68r im Ver-
gleich mit CVP 3540, fol. 1r–4v = CVP 3528, fol. 21r.
1082 CIL III, S. 479a.
1083 Dazu im folgenden Absatz der vorliegenden Arbeit.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548