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254 | Konrad Peutinger
Abweichungen vom Originaltext bei den einzelnen Belegstellen, vor allem jene im
Prager Codex bei den Inschriften CIL III 5257 und 5269, bilden überwiegend typische
Abschreibfehler. Wenn hier zusammenfassend einer Handschrift der Vorzug zu ge-
ben ist, so muss die Wahl auf den Prager Codex fallen, nicht zuletzt aufgrund der
wesentlich genaueren Ortsangaben, der größeren Zahl an berücksichtigten Liga-
turen, der überwiegenden Zeilentreue und des berücksichtigen Reliefs von
CIL III 5234.
Fuchsmagens Prager Codex weist also hier sichtlich eine (noch) größere Nähe zu den
Originalen auf als die von Mommsen hochgeschätzten Kopien Peutingers. Dennoch
bleibt die Tatsache bestehen, dass sechs der besprochenen zehn Abschriften in den
beiden Codices einander im Wortlaut gänzlich entsprechen. Es scheint demnach hier
dieselbe Situation gegeben zu sein, wie sie sich bereits beim Vergleich von erhaltenen
Augustinus-Tyfernus-Abschriften mit dem Prager Codex dargestellt hat. Dort konnte
kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen den beiden Überlieferungsträgern fest-
gestellt werden. Ein mittelbarer war jedoch insbesondere für einzelne Inschriften
nicht auszuschließen.1113
8.3.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ im 2° Cod. H 24 und im CP XIII G 14
Von ganz besonderem Interesse ist die Frage, in welchem Verhältnis die „Antiquus-
Austriacus-Inschriften“ in Peutingers Handschrift 2° Cod. H 24 zu jenen im Codex
Pragensis XIII G 14 stehen. Vor allem gilt es zu klären, ob eine direkte Beziehung und
Abhängigkeit zwischen den beiden Manuskripten festzustellen oder auf eine ge-
meinsame Quelle zu schließen ist.
Dass es sich bei diesen Belegen Peutingers wie bei den Augustinus-Tyfernus-
Inschriften grundsätzlich um eine Abschrift von einer Vorlage handelt, geht aus
einem kleinen Versehen auf fol. 56ra hervor: Am Beginn der linken Spalte steht der
Text der Inschrift CIL III 5631, dessen ausführliche, aber unrichtige Ortsangabe noch
auf fol. 55vb Platz gefunden hatte („In Lincz Duo Lapides vetustate collapsi. Unus ante
ianuam ecclesiae alter iuxta fratres minores in angulo quodam unius Domus“). Beim Spal-
tenwechsel rutschte Peutinger aus Versehen in seiner Vorlage einen Absatz tiefer
und setzte „Eodem loco“ auf fol. 56ra gewissermaßen als zusätzliche Ortsangabe vor
den Beginn der Inschrift. Er bemerkte jedoch seinen Lapsus, als er die folgende
Inschrift CIL III 5629 kopierte – sie trägt die Ortsangabe „Eodem Loco in Domo
Plebani“ – und strich die überflüssigen Worte am Beginn der Spalte durch.
Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ sind in Peutingers Cod. H 24 nicht in einer ein-
zigen Abfolge zu finden, sondern in drei nahe beieinander stehenden Sequenzen:
Fol. 55rb,5–56ra,1, fol. 57ra,1–58va,1 und fol. 61ra,4–61rb,7. Theodor Mommsen führte zu-
sätzlich die Wiener Inschrift CIL III 4583 von fol. 63rb,2 auf den sogenannten Antiquus
1113 Vgl. Kap. 7.4.1.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548