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182 | Codex Pragensis XIII G 14
hat die Aufmerksamkeit den Inhalten bzw. Inschriften zu gelten, die aus seiner Hand
stammen, dann ist die Frage zu stellen, ob auch eine Beziehung zu anderen Inhalten
des CP XIII G 14 nachweisbar ist.
7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14
7.3.1 Fuchsmagens Hand im CP XIII 14
Wenden wir uns im Folgenden zunächst jenen Teilen des Codex Pragensis XIII G 14
zu, die aus der Hand von Johannes Fuchsmagen stammen: Wie bereits erwähnt, ver-
fasste er zunächst eine ganze Pergamentlage (fol. 79r–86v). Diese unterscheidet sich
weder inhaltlich noch stilmäßig von den vorhergehenden bzw. nachfolgenden
Lagen.759 Es hat den Anschein, als habe Fuchsmagen hier lediglich die Rolle eines
Schreibers eingenommen, aus welchem Grund auch immer. Er war wie in seinen für
Maximilian I. verfassten Werken im CVP 8419 sichtlich um ein ansprechendes
Schriftbild bemüht, wenngleich hier die Ortsangaben zu den einzelnen Inschriften
nicht so sorgfältig kalligraphiert wurden wie einzelne Textpassagen (z. B. die lange
Liste der Mitglieder des Ostienser Ordo Corporatorum760). Details zu diesen Ab-
schriften sind für den vorliegenden Zusammenhang nicht von Bedeutung.
Von ungleich größerem Interesse sind hingegen Fuchsmagens Ergänzungen an
diversen Stellen der Inschriftensammlung, vor allem an ihrem Ende. Insgesamt
umfassen diese 29 Inschriften, davon 27 römerzeitliche.761 Auf fol. 179, das zunächst
unbeschrieben geblieben war762, ergänzte er zwei Inschriften, je eine auf der Recto-
bzw. Verso-Seite des Blattes. Eine Ortsangabe weist lediglich der zweite Text auf –
und diese ist ohne jegliche Aussagekraft: „Alius lapis“. Die beiden Steine – CIL III
5663 (+11806) und 5664 (+11807) – befinden sich heute neben einem weiteren
Fragment an der nördlichen Außenwand der Pfarrkirche von St. Leonhard am Forst
in Niederösterreich – etwa 15 km von Melk entfernt, wo Fuchsmagen 1510
verstorben sein soll (siehe Abb. 39 und 41). Dennoch ist der Wert dieser Abschriften
aus zwei Gründen kein geringer: Erstens wird im CIL III und auch in der jüngeren
Literatur für diese beiden Inschriften noch die 1534 erschienene Publikation von
Apianus/Amantius als Erstbeleg angegeben, von der die weiteren auctores
antiquissimi (Lazius, Gruterus) abhängen.763 Da der Prager Codex um rund 25 Jahre
älter ist, müssen die vorliegenden Abschriften an erster Stelle im Lemma genannt
759 Fol. 29r–127r enthalten Inschriften, die in Rom gefunden bzw. dorthin gebracht worden waren.
760 CIL XIV 246. Zum Inhalt der Inschrift siehe u. a. Dirk Steuernagel, Kult und Alltag in römischen
Hafenstädten. Soziale Prozesse in archäologischer Perspektive, Stuttgart 2004, 196–197.
761 Vgl. Tab. 12.3 (Anhang). Die Inschrift CIL III 5670 notierte Fuchsmagen zweimal (CP XIII G 14,
fol. 215v,2 und fol. 226v,2; dazu weiter unten).
762 Auf fol. 180 beginnt mit den Inschriften aus Celeia ein neuer Abschnitt.
763 Zum Text der Inschrift einschließlich ihrer Überlieferungsgeschichte siehe ausführlich Gerhard
Winkler, Römischer Familiengrabstein aus St. Leonhard am Forst (CIL III 5663=11806), in: Ders., Varia
Norica 375–382 (= RÖ 26, 2003, 39–46).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548