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120 | Augustinus Prygl Tyfernus
Tyfernus-Sammlung in irgendeinem Zusammenhang steht, in weitere Überlegungen
und künftige Fragestellungen mit einfließen zu lassen.
4.3 Die Überlieferung norischer Inschriften durch Augustinus Tyfernus
Die Übersicht über den Inhalt der drei Handschriften hat gezeigt, dass die Inschriften
aus Noricum darin sehr verstreut vorkommen. Auch bilden nicht sie den Schwer-
punkt der Sammlung, sondern die Denkmäler aus verschiedenen Regionen Italiens,
besonders jene aus Neapel. Allerdings wird sich noch zeigen, dass die Sammlung
gerade bei den norischen Inschriften einen Verlust erlitten haben dürfte.
Augustinus Tyfernus hat seiner Inschriftensammlung einige Zeilen an den Leser
vorangestellt, die er am 27. Februar 1507 in Neapel verfasst hat.517 Diesem Vorwort
ist zu entnehmen, dass die Sammlung damals bereits (weitgehend?) abgeschlossen
war.518 Ihre Entstehungszeit fällt somit in jenen Lebensabschnitt, den Tyfernus als
Sekretär und Begleiter von Christoph Raubar in der einstigen Untersteiermark und
auf Reisen verbracht hat. Die Aufenthaltsorte der beiden Geistlichen spiegeln sich in
der epigraphischen Sammlung in den Ortsangaben zu den einzelnen Inschriften
wider. Wir finden in den drei Codices die stattliche Anzahl von 39 Denkmälern aus
Krain, das damals zur Diözese Laibach gehörte. Wie schon Mommsen vermutete, hat
Tyfernus wohl gemeinsam mit Raubar das Bistum bereist, dem der letztgenannte seit
1497 vorstand.519
Auch an andere Inschriftenfundorte könnte Tyfernus durch Verpflichtungen Raubars
gekommen sein, die aber nicht zwingend mit seinen späteren Ämtern in Zusammen-
hang stehen müssen: Im Kloster Admont, über das Raubar wie erwähnt ab 1508
formal die Oberaufsicht als Kommendator ausübte, kopierte Tyfernus zwei Inschrif-
ten (CIL III 5640 und 5641), die heute verschollen sind.520 Auch sechs Inschriften aus
dem Bistum Graz-Seckau, dessen Koadjutor (1509) und Administrator (ab 1512)
Raubar war, sind in seiner Sammlung enthalten.521 Die drei darunter befindlichen In-
517 „Scripsit [sic!] in dulcissima atque exculta urbe Parthenope die tercio kal. Mart. anno Christi M D 7" (CVP
3528, fol. 17r).
518 Es ist nicht auszuschließen, dass so manche norische Inschrift erst nach der letzten Rückkehr aus
Italien abgeschrieben wurde. Dies könnte für vier Abschriften aus Celeia zutreffen, die in beiden
Überlieferungsträgern zwischen Denkmälern aus Neapel und Rom zu finden sind (CVP 3540, fol.
9r,3–10v,1 = CVP 3528, fol. 25v,2–26r). Die identische Positionierung dieser Inschriften könnte dar-
auf hinweisen, dass sich die entsprechenden Abschriften von Tyfernus auf einem Einzelblatt be-
fanden, das nachträglich in die Blätter der übrigen Sammlung hineingesteckt worden war. Nach
seinem Amtsantritt als Kanzler von Bischof Slatkonia in Wien fügte er der Sammlung jedenfalls
keine Inschriftenkopien aus seiner neuen Wirkungsstätte hinzu – zumindest ist nichts Diesbezüg-
liches bekannt.
519 Vgl. CIL III, S. 488. Simoniti, Sloven. Humanismus 79–80, rechnet mit dem tatsächlichen Beginn von
Raubars Wirken in Krain erst 1501, dem Jahr der endgültigen Rückkehr aus seinem Studienort
Padua.
520 Zu diesen Inschriften siehe auch weiter unten sowie Abb. 15 und 16.
521 CIL III 5424 (Wildon), 5435 (Graz-Straßgang), 5442, 5443, 5444 (Stift Rein) und 5453 (Großstübing).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548