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4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften413
4.1 Leben und Werk
Mit Augustinus Prygl Tyfernus begegnet uns der erste namentlich greifbare Huma-
nist, der römerzeitliche Inschriften hauptsächlich aus Noricum und Pannonia Superior
abgeschrieben und zu einer umfangreichen Sammlung vereinigt hat. Von seinem
Leben war lange Zeit nicht sehr viel bekannt – wohl deshalb, weil er keine autobio-
graphischen Notizen hinterlassen und seinem Schaffen in den humanistischen
Kreisen des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts keine besondere Bedeutung
beigemessen wurde. So liegt von seiner Person weder eine zeitgenössische Biogra-
phie noch ein Artikel in einem älteren Gelehrtenkalender oder sonstigem biographi-
schen Sammelwerk vor. Einige wenige Informationen hatte bereits Theodor
Mommsen zusammengetragen, aber er musste noch zugeben, dass nicht einmal der
volle Name des frühen Inschriftensammlers bekannt war.414 Auch Joachimsen zählte
im Jahre 1910 namentlich „Augustinus Tyffernus“ zu jenen Personen, „mit denen
man kaum je das Bild einer literarischen Persönlichkeit verbinden könne“ und be-
gründete dies damit, dass diese frühen Sammler „eben in reiner Sammeltätigkeit
stecken blieben“.415 Dass dem im Fall von Augustinus Tyfernus nicht so ist, wies als
erster Primož Simoniti in seiner Studie über slowenische Humanisten des 16. Jahr-
hunderts nach.416 So können wir heute aus vielen kleinen Mosaiksteinchen, zu denen
auch einige nützliche autobiographische Bemerkungen in seiner Inschriftensamm-
lung zu zählen sind, ein relativ genaues Lebensbild von diesem frühen Inschriften-
sammler gewinnen.
Augustinus’ Familienname lautete eigentlich Prygl, er nannte sich jedoch „Tyfernus“
nach seinem untersteirischen Heimatort Tüffer (h. Laško in Slowenien), wo er in den
(vermutlich späten) 70er Jahren des 15. Jahrhunderts geboren wurde.417 Im Jahr 1496
ist er als „Aug(ustin)us Prugel de Tiber“ in den Matrikeln der Universität Wien einge-
413 Kap. 4.1–3 war Teil meiner Diplomarbeit (Greinegger, Tyfernus/Boissard 41–70) und wurde für die
vorliegende Studie überarbeitet und erweitert.
414 Vgl. CIL III, S. 478: „[...] ne nomine quidem notus sit“.
415 Joachimsen, Geschichtsauffassung 117 mit Anm. 58.
416 Primož Simoniti, Humanizem na Slovenskem in Slovenski Humanisti do srede XVI. stolentja, Ljubljana
1979 (2008 in Wien in deutscher Ausgabe erschienen: Humanismus bei den Slovenen. Slovenische
Humanisten bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, hrsg. und bearb. von Marija Wakounig, übersetzt von
Jože Wakounig, Zentraleuropa-Studien 11). Vgl. auch ders., Der Architekt und Antiquar Augustinus
(Prygl) Tyfernus in seinen Beziehungen zu den Bischöfen Slatkonia und Raubar, in: Antonicek/
Hilscher/Krones, Wr. Hofmusikkapelle I, 75–90.
417 Als weitere Varianten seines Namens finden sich „Tyffernus“, „Tif(f)ernus“, „Tefernus“ bzw.
„Prig(e)l“, „Prug(e)l“ oder „Prugk“. Ich halte mich im Folgenden an die von ihm selbst verwen-
deten Schreibweisen Tyfernus bzw. Prygl.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548