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198 | Codex Pragensis XIII G 14
Verwahrortes des CVP 3255* in der früheren Hof- und heutigen Nationalbibliothek
als sehr wahrscheinlich anzusehen.848
7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14
Durch die Identifizierung von Johannes Fuchsmagen als auctor des Prager Perga-
mentcodex ergeben sich vor allem. bei der Frage nach den Quellen für die in der
Sammlung enthaltenen Inschriften neue Aspekte.
Hinsichtlich der stadtrömischen Inschriften hat bereits Ladislav Vidman konstatiert,
dass der „Schreiber der Handschrift irgendwelche Abschriften der Iucundischen
Sammlung vor sich hatte, wobei es Codex Gar nicht war.“849 Meiner Ansicht nach ist
jedoch unzweifelhaft eine Verbindung zum CT 3569 (eh. Codex Gar) gegeben, zum
einen durch Fuchsmagens Randbemerkungen in diesem Trienter Codex, die jeden-
falls im Abkürzungsverzeichnis des Prager Codex eingearbeitet (aber von Vidman
nicht herangezogen) wurden sowie durch inhaltliche Parallelen. Dennoch ist es
wesentlich zu wiederholen: Trotz aller Übereinstimmungen zwischen dem Prager
und dem Trienter Codex kann der letztgenannte aus den oben angeführten Grün-
den850 nicht die Haupt-Quelle für die stadtrömischen Inschriften gewesen sein. Wie
ebenfalls erwähnt, entspricht die Reihenfolge in der Prager Inschriftensammlung
zumindest partiell eher der Licinius-Sammlung, wie sie auch im CVP 3255* und im
CS hist. 4° 316 vorliegt.
In vielen Punkten weist der CP XIII G 14 allerdings ein größeres Naheverhältnis zum
CT 3569 als zu den beiden genannten Abschriften der Licinius-Sammlung auf: Als
Beispiel möge die Inschrift CIL VI 24202 dienen. Ihr heute noch erhaltener Text
lautet: L PINNIVS SP FIL CELSVS VIXIT ANNIS XIIX DIEBVS I‾I‾ I‾I‾.851 In den beiden
Licinius-Abschriften ist er folgendermaßen zu finden: „L pinnus sp filius celsus vixit
annis X‾iiX diebus I‾I‾I‾I‾”852 bzw. „L pinnus sp filius celsus vixit ann XIIX dieb I‾I‾I‾I‾“853.
Über dem „i“ im Namen „Pinnus“ wurde von der Texthand ein „r“ gesetzt – offen-
sichtlich konnte der Schreiber die Minuskeln der Vorlage nicht eindeutig entziffern.
Der Archetyp der beiden Licinius-Abschriften wies demnach (schlecht leserlich)
„Pinnus“ und auch die Angabe der Lebenstage auf, ebenso wie der Cod. Borg.
Lat. 336, der auf fol. 12r die vergleichsweise beste Wiedergabe dieser einfachen
Grabinschrift bietet. Die Zuverlässigkeit des CT 3569 (fol. 42v/S. 95) lässt bereits
848 Spätestens seit der zweiten Hälfte des 17. Jh. befindet er sich in der heutigen Österreichischen
Nationalbibliothek. Auch der Weg der Prager Handschrift kann noch nicht zufriedenstellend re-
konstruiert werden. Es steht nur fest, dass sie zwischenzeitlich Philippus Apianus, dem Sohn von
Petrus Apianus gehörte. Vgl. Kap. 7 und 10.5.
849 Vidman, Epigrafický Rukopis Pražský 67.
850 Siehe Kap. 7.3.2.
851 Vgl. EDR 125337 mit Abb. Aus dieser geht hervor, dass L. Pinnius Celsus – wie in den Hand-
schriften überliefert – XIIX Jahre lebte und nicht XXIIX, wie im Text der EDR angegeben.
852 CS hist. 4° 316, fol. 74v,3.
853 CVP 3255*, fol. 17v,2.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548